Wintergerste (lateinisch Hordeum vulgare) gehört zu den wichtigsten Getreidearten in Deutschland. Im Gegensatz zu Sommergerste erfolgt die Aussaat im Herbst, was eine längere Vegetationszeit zur Folge hat. Wintergerste wird als Futtergetreide und als Braugerste angebaut. Die Besonderheiten der Wintergerste Düngung werden nachfolgend erläutert.
Was sind die Eigenschaften von Wintergerste?
Durch die Aussaat der Wintergerste im Herbst ist die Vegetationszeit des Getreides deutlich länger als bei Sommergerste. Wintergerste weist verglichen mit Sommergerste jedoch höhere Erträge und auch bessere Proteingehalte auf.
Welche Sorten & Erträge von Wintergerste gibt es?
Gerste wird unterschieden in zwei- und mehrzeilige Gerste. Der Unterschied liegt hier in der Anzahl und Stärke der Körner, die pro Ansatzstelle in der Ähre angelegt werden. Zweizeilige Formen entwickeln nur ein Korn pro Ansatzstelle. Dies ist dann aber besonders stark ausgebildet. Sie enthalten wenig Protein, dafür viel Stärke. Mehrzeilige Formen hingegen weisen drei Körner pro Ansatzstelle auf. Diese sind dann aber etwas schwächer entwickelt.
Mit 73,6 Dezitonnen pro Hektar erzielt Wintergerste auch im Vergleich zu anderen Getreidearten besonders hohe Erträge. Die Erntemenge liegt insgesamt bei jährlich etwa 9 Millionen Tonnen. Angebaut wird Wintergerste in Deutschland von über 90.000 Betrieben auf einer Fläche von ca. 1,2 Millionen Hektar.
Welcher Boden pH-Wert ist für Wintergerste ideal?
Für Wintergerste ist ein pH-Wert von 6,0 bis 7,5 optimal.
Aussaat & Ernte von Wintergerste
Bei der Standortwahl für den Wintergersten-Anbau muss das Auswinterungsrisiko mit berücksichtigt werden. Die Pflanze ist relativ tolerant gegenüber Vorsommertrockenheit. Bei der Aussaat der Wintergerste ist ein feines, dichtes Saatbett wichtig. Die optimale Aussaattiefe liegt zwischen 2 und 4 Zentimetern.
Saatstärken sollten je nach Standort zwischen 280 bis 450 Körner pro Quadratmeter bei mehrzeiliger Gerste liegen. Bei zweizeiliger Gerste werden circa 250 bis 500 Körner pro Quadratmeter empfohlen.
Saatzeitpunkt von Wintergerste:
Die Wintergerste Aussaat findet zwischen Mitte September und Anfang Oktober statt.
Erntezeitpunkt von Wintergerste:
Geerntet wird die Gerste circa ab Mitte Juli.
Was sollte man bei der Wintergerste Düngung beachten?
Als Flachwurzler besitzt die Wintergerste nur eine geringe Wurzelmasse sowie eine geringe Wurzelregenerationskraft. Dadurch ergibt sich ein mäßiges Nährstoffaneignungsvermögen, was wiederum dazu führt, dass Wintergerste selbst bei guter Grundnährstoffversorgung positiv auf eine zusätzliche Nährstoffversorgung reagiert. Entscheidend bei der Düngung von Wintergerste ist die Stickstoff-Versorgung.
Stickstoff Düngung von Wintergerste
Zweizeilige und mehrzeilige Wintergersten unterscheiden sich hinsichtlich der zeitlichen Staffelung der Stickstoff Düngung. Bei zweiteiligen Sorten ist eine bestockungsbetonte Düngung sinnvoll, bei mehrzeiligen Sorten hingegen eine schossbetonte Düngung.
Wintergerste düngen mit Stickstoff – Bedarfswerte für Standardertrag:
Ertragsniveau [dt/ha] im 5-Jahres-Durchschnitt | Stickstoffbedarfswert [kg/ha] | |
---|---|---|
Wintergerste | 70 | 180 |
Folgende Zu- oder Abschläge sind auf den Stickstoffbedarfswert bei Ertragsdifferenzen zu machen:
- Je 10 Dezitonnen pro Hektar Mehrertrag über Tabellenwert + 10 Kilogramm Stickstoff pro Hektar
- Je 10 Dezitonnen pro Hektar Minderertrag unter Tabellenwert – 15 Kilogramm Stickstoff pro Hektar
- Maximalzuschlag sind 40 Kilogramm Stickstoff pro Hektar
Herbstgabe von Stickstoff
Im Herbst ist die Düngung der Wintergerste mit Stickstoff in der Regel nicht notwendig, da die Herbstmineralisation oftmals ausreicht. Wenn sich Wintergerste im Herbst gut bestockt, kann es sein, dass zur Förderung der Winterhärte ein Mikronährstoffdünger notwendig wird.
In Einzelfällen kann es notwendig sein, Wintergerste im Herbst zu düngen (circa 30 Kilogramm Stickstoff pro Hektar), z.B. bei folgenden Merkmalen:
- sehr leichte, extrem schwere, untätige Böden
- auf Standorten mit hohem Stickstoff-Entzug durch die Vorfrucht
- nach der Einarbeitung hoher Strohmengen
Empfehlung zur Düngermenge:
Die DüV begrenzt die Herbstgabe auf 60 Kilogramm Stickstoff gesamt, wobei bei organischen Düngern maximal 30 Kilogramm Ammonium je Hektar gedüngt werden dürfen. Ferner ist die Herbstgabe nur bis einschließlich 01.10. des Jahres ermöglich, wobei die Wintergerste Aussaat auch bis zu diesem Datum erfolgt sein muss.
Weitere Hinweise zur Herbstdüngung:
Die Herbstdüngung sollte generell sehr sorgsam abgewogen werden, da eine entsprechende Berücksichtigung der ausgebrachten Mengen in der Düngebedarfsermittlung im Frühjahr erfolgen muss!
Andüngung
- Auswirkung: Die erste Gabe beeinflusst die Kornzahl pro Ähre und die Anzahl ährentragender Halme.
- Ziel: Die Andüngung soll kräftige Triebe erzeugen beziehungsweise erhalten.
- Empfehlung zur Düngermenge: Die Höhe der Startgabe hängt vom Bestand im Frühjahr ab. Die Andüngung kann mit 40 – 60 Kilogramm Stickstoff pro Hektar erfolgen. Bei zweizeiligen Wintergerstensorten fördert die Stickstoff-Gabe zur Bestockung besonders die Bestandesdichte.
- Weitere Hinweise zur Andüngung: Setzen Sie bei der Stickstoff Düngung der Wintergerste möglichst Düngemittel ein, die einen Nitratanteil haben. Sie bieten den Vorteil, dass das Nitrat unabhängig von der Witterung und den Bodentemperaturen direkt von den Pflanzen aufgenommen wird. Daher ist eine schnelle Wirkung des Düngers gewährleistet.
Zuschläge zur Stickstoff Düngung der Sommergerste sollten bei schlechter Bodenstruktur und schweren Böden erfolgen, Abschläge hingegen bei regelmäßiger organischer Düngung. Bei Braugerste sollten Sie auf den Einsatz organischer Düngemittel verzichten, da die Stickstoff-Nachlieferung schnell zu hoch sein kann. Stabilisierte Dünger können hier ebenfalls nachteilig wirken, da eventuell ein Teil des Stickstoffs zu spät zur Wirkung kommt und dann den Proteingehalt erhöht.
Schossergabe
- Auswirkung: Die Schossergabe beeinflusst die Anzahl ährentragender Halme und die Kornzahl pro Ähre.
- Ziel: Die Schossergabe soll die Triebe erster und zweiter Ordnung fördern und die Kornzahl pro Ähre absichern. Bei mehrzeiligen Sorten hemmt die Stickstoff-Gabe zum Schossen verstärkt die Triebreduktion und fördert die Kornausbildung.
- Empfehlung zur Düngermenge: Bei einer frühjahrsbetonten Stickstoff-Düngung können 60 – 80 Kilogramm Stickstoff pro Hektar zur Andüngung ausgebracht werden und dann circa 30 – 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar zur Schossergabe. Bei einer reduzierten Düngung zur ersten Gabe werden circa 30 – 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar ausgebracht und anschließend 60 – 80 Kilogramm Stickstoff pro Hektar zur Schossergabe gedüngt.
- Weitere Hinweise zur Schossergabe: Die LWK Niedersachsen empfiehlt, beispielsweise 90 Kilogramm Stickstoff pro Hektar minus des im Frühjahr ermittelten Nmin-Gehaltes zum Schossen auszubringen.
Spätgabe
- Auswirkung: Die letzte Stickstoffgabe beeinflusst die Tausendkornmasse und die Qualitätseigenschaften.
- Ziel: Mit der Spätgabe sollen ein hoher Wintergerste Ertrag und beziehungsweise oder hohe Proteinwerte erzielt werden.
- Empfehlung zur Düngermenge: Die Höhe der Düngung liegt je nach Standort und Ertragserwartung sowie Sorte bei circa 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar. Den Rahmen gibt in der Regel die Düngebedarfsermittlung vor. Die ermittelten Mengen sind verbindlich einzuhalten. Frühe Gaben (BBCH 39/49) fördern die Kornfüllung, späte Gaben (BBCH 51/61) verbessern die Qualität.
- Weitere Hinweise zur Spätgabe: Auch zur Spätgabe kann – wie bei der Schossergabe – der N-Tester als Hilfsmittel zur Ermittlung des Stickstoff-Bedarfes eingesetzt werden.
Schwefel-Düngung von Wintergerste
Der Schwefel-Bedarf liegt bei der Wintergerste bei 10 – 20 Kilogramm Schwefel pro Hektar. Die
Schwefel-Aufnahme läuft parallel zur Stickstoff-Aufnahme ab, daher sollte die Schwefel-Gabe möglichst schon mit der ersten Gabe erfolgen. Um eine dauerhafte Schwefelversorgung zu gewährleisten, ist es sinnvoll, zu jeder Gabe die Wintergerste mit etwas Schwefel zu düngen.
Düngemittel mit Schwefel sollten unbedingt den Schwefel in Sulfatform erhalten, da diese Form direkt pflanzenverfügbar ist.
Wintergerste Düngung mit Phosphor, Kalium und Magnesium
Optimal mit allen wichtigen Nährstoffen versorgte Wintergerstenbestände sind zum Beispiel bei extremen Witterungsbedingungen (Trockenheit) robuster als unterversorgte Bestände.
Empfehlung zur Düngung der Wintergerste:
Am sinnvollsten ist es, NPK Dünger direkt im Frühjahr einzusetzen. Die Nährstoffe werden so wurzelnah zur Verfügung gestellt und alle Nährstoffe sind in einem Düngerkorn enthalten. Damit wird eine bessere Verteilung der Nährstoffe in dem Bestand verglichen mit der Düngung von Einzelkomponenten erreicht.
Generell gilt, dass Nährstoffe am besten bei einer Ausbringung im Frühjahr von den Pflanzen ausgenutzt werden. In Kalkammonsalpeter von einigen Herstellern ist bis zu 4 Prozent MgO enthalten.
Für die Ermittlung der Entzüge können Sie den Yara Entzugsrechner nutzen.
Nährstoffgehalte von Haupt- und Zwischenfrüchten
Wintergerste 12% RP
Ernteprodukt | Korn (86%) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 1,65 |
P2O5 | 0,8 |
K2O | 0,6 |
MgO | 0,2 |
Ernteprodukt | Stroh (86% TS) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 0,5 |
P2O5 | 0,3 |
K2O | 1,7 |
MgO | 0,1 |
Ernteprodukt | Korn+Stroh1) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 2 |
P2O5 | 1,01 |
K2O | 1,79 |
MgO | 0,27 |
HNV 1:x | 0,7 |
1) Nährstoffgehalt Haupternte- und Nebenernteprodukt bezogen auf das Haupternteprodukt
2) Haupternteprodukt-Nebenernteprodukt-Verhältnis (z.B. Korn-Stroh-Verhältnis)
Wintergerste 13% RP
Ernteprodukt | Korn (86%) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 1,79 |
P2O5 | 0,8 |
K2O | 0,6 |
MgO | 0,2 |
Ernteprodukt | Stroh (86% TS) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 0,5 |
P2O5 | 0,3 |
K2O | 1,7 |
MgO | 0,1 |
Ernteprodukt | Korn+Stroh1) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 2,14 |
P2O5 | 1,01 |
K2O | 1,79 |
MgO | 0,27 |
HNV 1:x | 0,7 |
1) Nährstoffgehalt Haupternte- und Nebenernteprodukt bezogen auf das Haupternteprodukt
2) Haupternteprodukt-Nebenernteprodukt-Verhältnis (z.B. Korn-Stroh-Verhältnis)
Welche Mikronährstoffe sind für Wintergerste sinnvoll?
Ziel der Mikronährstoffversorgung ist es, den Wintergerste Ertrag abzusichern, Stresssituationen vorzubeugen und die Stickstoff-Effizienz zu verbessern. Denn klar ist: Gut genährte Pflanzen sind fitter.
Als Düngemittel setzen Sie am besten Kombinationsprodukte wie zum Beispiel YaraVita GETREIDE PLUS ein. Insbesondere bei der Gerste ist eine erste manganbetonte Mikronährstoffgabe zur Absicherung der Winterhärte angeraten. Für die Maßnahme sollten die Pflanzen 3 – 4 Blätter gebildet haben.
Entzüge:
- Mangan: 800 Gramm pro Hektar
- Kupfer: 90 Gramm pro Hektar
- Zink: 600 Gramm pro Hektar
Die Düngung kann im Herbst erfolgen (ab BBCH 12) und im Frühjahr (BBCH 25-37).