Die auch als Leguminosen bezeichneten Eiweißpflanzen haben sowohl für die menschliche als auch die tierische Ernährung eine hohe Relevanz. Im Zusammenspiel mit Knöllchenbakterien sind die Leguminosen in der Lage, Luftstickstoff zu binden und dadurch die Pflanzen als hochwertige Eiweißlieferanten nutzbar zu machen. Außerdem verbessern Eiweißpflanzen aktiv die Bodenfruchtbarkeit.
Welche Eiweißpflanzen werden landwirtschaftlich genutzt?
Ackerbohne
Die auch als Puffbohne, Schweinsbohne, Saubohne oder Dicke Bohne bezeichnete Ackerbohne lässt sich dank ihrer bodenverbessernden Eigenschaften gut in die Fruchtfolge einbinden. Die Körnerleguminose ist ein wertvolles Eiweißfuttermittel und wird mittlerweile neben der Rinderhaltung auch in der Schweinemast eingesetzt.
Ackererbsen/Futtererbsen
Futtererbsen können für alle landwirtschaftlichen Tiere als Futtermittel eingesetzt werden. Neben der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bieten die Erbsen auch den Vorteil, die Infektionsausbreitung von im Boden lebenden Krankheitserregern zu verhindern sowie die Ausbreitung von Unkraut zu regulieren.
Luzerne
Die Luzerne ist eine Leguminose mit hoher Trockenheitsverträglichkeit und wird als Futtermittel angebaut. Wie alle Eiweißpflanzen besitzt auch die Luzerne einen guten Vorfruchtwert, da sie der Folgekultur eine gute Bodenstruktur und Stickstoffnachlieferung bietet. Sie liefert zudem eine hohe Ertragsleistung und besitzt einen sehr hohen Mineralstoff- und Eiweißgehalt.
Was ist beim Anbau von Eiweißpflanzen zu beachten?
Mit dem Anbau von Eiweißpflanzen werden die Fruchtfolge aufgelockert und das Fruchtartenspektrum erweitert. Die weiter gestellten Fruchtfolgen führen dazu, dass das Risiko der Resistenzbildung gegen Pflanzenschutzmittel verringert wird. Wichtig ist dabei jedoch, die Anbaupausen einzuhalten (bei Ackerbohnen sind das bspw. mindestens 4 Jahre, bei der Felderbse mindestens 5 Jahre).
Die Aussaat der Leguminosen erfolgt im zeitigen Frühjahr. Allerdings sind bzgl. der Aussaattermine die unterschiedlichen Ansprüche der jeweiligen Eiweißpflanzen an Feuchtigkeit und Wärme des Bodens zu berücksichtigen. Ackerbohnen benötigen z.B. eine dauerhaft gute Wasserversorgung und werden daher schon früh im Februar gesät, um die Winterfeuchte auszunutzen.
Die Ernte der Leguminosen erfolgt Juli bis August, bei langsamer Abreife auch bis in den September, wobei die Erntemenge von einem Jahr zum anderen witterungsbedingt stark schwanken kann.
Lohnt sich der Anbau von einheimischen Eiweißpflanzen?
Bis 2013 hat der Anbau von Leguminosen in Deutschland immer weiter abgenommen. Das lag in erster Linie an der schlechteren Wettbewerbsfähigkeit der Eiweißpflanzen. Die Alternativen bei Getreide, Ölfrüchten und Hackfrüchten lieferten einfach mehr Erträge sowie einen höheren Gewinn. Hinzu kamen Faktoren wie ein komplexeres Anbaumanagement oder mangelnde Vermarktungs- und Aufbereitungsmöglichkeiten der Leguminosen.
Die 2012 ins Leben gerufenen Eiweißpflanzenstrategie des BMEL sollte bzw. soll diesem Trend entgegenwirken, denn Leguminosen sind ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft, sowohl bei der konventionellen als auch der ökologischen Landwirtschaft:
- verbessern Umwelt-/Klimaschutz, die Artenvielfalt in den Agrarlandschaften und die Bodenfruchtbarkeit
- binden Stickstoff im Boden, dadurch ist der Stickstoffdüngebedarf der Folgekultur geringer
- vermindert Krankheiten und Schädlinge durch weite Fruchtfolgen, Unterbrechung der Infektionsketten, variable Unkrautbekämpfung
Ein weiteres Ziel der Eiweißpflanzenstrategie des BMEL ist es, die Eiweißversorgung aus heimischer Produktion zu steigern und damit auch eine Alternative zum Import (teilweise gentechnisch veränderter) Sojabohnen zu schaffen.
Damit sich für die Landwirte der Anbau von einheimischen Eiweißpflanzen wie Ackerbohnen, Felderbsen oder Luzerne lohnt, müssen die Wettbewerbsnachteile hiesiger Leguminosen verringert werden, sodass sie in monetärer Hinsicht nahezu die gleichen Ergebnisse liefern wie ein Anbau mit Fruchtfolgen ohne den Einsatz der Eiweißpflanzen. Dabei spielen neben der innerbetrieblichen Konkurrenzfähigkeit der Kulturen jedoch auch die Vorfruchtwirkung der Leguminosen sowie die Effekte durch verringerten Betriebsmitteleinsatz eine große Rolle.
Daran wird einerseits mit agrarpolitischen Maßnahmen, andererseits durch die Förderung von Forschung und Züchtung gearbeitet. Außerdem gibt es zahlreiche Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich des Leguminosen-Anbaus.
Worauf sollte man bei der Düngung von Eiweißpflanzen achten?
Durch die Besonderheit von Leguminosen, eine Symbiose mit Bakterien einzugehen, sind die Pflanzen in der Lage, Stickstoff aus der Luft zu binden und den Leguminosen selbst sowie nachfolgenden Kulturen als Nährstoff zur Verfügung stellen. Eine Stickstoffdüngung der Eiweißpflanzen entfällt also komplett, während der Stickstoffbedarf der Nachfrucht reduziert wird.
Grund- und Mikronährstoffe haben für die Leguminosen jedoch eine große Bedeutung, einerseits weil sie die Knöllchenbildung beeinflussen, andererseits weil sie Einfluss auf den Ertrag der Eiweißpflanzen haben.
So hat Phosphor Auswirkungen auf die Besiedlung der Wurzeln mit Knöllchenbakterien, während Schwefel an der Umsetzung von Luftstickstoff in pflanzenverfügbaren Stickstoff beteiligt ist. Der Grundnährstoff Kalium ist wiederum für den Korn- und Rohproteinertrag bedeutsam. Hier ist eine zeitige Düngung der Leguminosen von Vorteil, sodass der Großteil des Kaliums bis zum Blütenstadium aufgenommen wird.
Bzgl. der Mikronährstoffe müssen Leguminosen vor allem mit Bor, Mangan, Molybdän und Eisen versorgt werden, wobei die Standortbedingungen maßgeblich für die Düngeempfehlungen sind.
Weiterführende Informationen: Leguminosen richtig düngen: Welche Mikronährstoffe brauchen Erbsen, Soja & Co.?