Blattdünger – Nährstoffaufnahme und Einflussfaktoren
Aus dem Inhalt:
Die Natur hat das Blatt eigentlich nicht für die Nährstoffaufnahme vorgesehen. Doch warum funktioniert die Blattdüngung trotzdem und was beeinflusst die Nährstoffaufnahme über das Blatt?
Wie gelangen die Nährstoffe in die Pflanze?
Bei der Blattdüngung handelt es sich um eine Art „Zwangsernährung“. Anders als bei der Wurzelaufnahme kann die Pflanze über das Blatt nicht selektieren, welche Nährstoffe sie in welcher Menge aufnimmt. Im Gegensatz zur Wurzelaufnahme ist die Blattaufnahme ein ausschließlich passiver Prozess, der durch Diffusionsgesetze bestimmt wird. Das heißt konkret, die Aufnahme basiert auf einem Ausgleich unterschiedlicher Nährstoffkonzentrationen zwischen Blattoberfläche und dem Blattinneren. Da die Pflanze diesen Prozess nicht steuern kann, ist es umso wichtiger, die Nährstoffe in einer pflanzenverträglichen Art und Weise zu düngen.
Generell werden Blattdünger über alle grünen Pflanzenteile wie Blätter, Stängel aber auch Früchte aufgenommen. Für die Nährstoffaufnahme stehen zwei Wege zur Verfügung: Durch die Kutikula oder durch die Stomata. Bei der Kutikula handelt es sich um eine größtenteils aus Wachs bestehenden Schutzschicht. Stomata sind Spaltöffnungen die sich an der Blattober- und -unterseite befinden. Kernaufgabe der Stomata ist die Regulierung des Gasaustausches. Die meisten Stomata befinden sich an der Blattunterseite, sodass eine Benetzung je nach Entwicklungsstadium und Pflanzenart schwierig sein kann.
Welche Faktoren beeinflussen die Blattaufnahme?
- Kutikula: Je nach Pflanzenart ist die Kutikula unterschiedlich ausgeprägt. Je dicker die Kutikula, desto länger ist der Diffusions- bzw. Aufnahmeweg für die Nährstoffe und dementsprechend verhaltener ist die Nährstoffaufnahme.
- Luftfeuchtigkeit: Damit Nährstoffe über das Blatt aufgenommen werden können, muss Wasser als Transportmedium auf dem Blatt vorhanden sein. In dem Wasser sind die Nährstoffe gelöst und gelangen in die Pflanze. Sofern kein Wasser vorhanden ist, kann es zu einer Auskristallisation der Nährsalze kommen (Effloreszenz). Die Aufnahme ist dann vorübergehend nicht mehr möglich. Tauphasen führen beispielsweise zu einer Befeuchtung der Blattoberfläche und ermöglichen eine erneute Blattaufnahme. Eine hohe Luftfeuchtigkeit während der Blattdüngung verbessert die Nährstoffaufnahme. Zum einen bleiben die Nährstoffe länger gelöst und zum anderen quilt die Kutikula auf, es bilden sich temporäre Poren und die Nährstoffaufnahme wird deutlich erleichtert.
- Deliqueszenz: Je nach Nährstoffverbindung kommt es schneller oder langsamer zu einem Austrocknen auf dem Blatt. Unter Deliqueszenz versteht man die Fähigkeit aus der Umgebungsluft Feuchtigkeit zu ziehen und wieder in Lösung zu gehen oder zu bleiben. Je niedriger der Deliqueszenzpunkt ist, desto länger bleibt eine Verbindung in Lösung.
- Applikationstechnik: Die Düsen und das Tropfenspektrum beeinflussen die Benetzung und damit die Aufnahmekapazität.
- Formulierung: Die Formulierung und die eventuell enthaltenen Formulierungshilfsmittel sind die größten Hebel, um als Anwender die Effizienz der Blattdüngung zu steigern. Während sich die anderen Punkte nur bedingt beeinflussen lassen, können Sie über die Wahl gut formulierter Blattdünger die Nährstoffaufnahme erheblich verbessern.
Fazit
Mit einer Blattdüngung zwingen Sie Pflanzen zur Nährstoffaufnahme. Daher sollten Sie die zu Grunde liegenden Prozesse unbedingt kennen. Bei nicht sachgemäßer Anwendung und falscher Wahl des Blattdüngers können Ätzschäden und Pflanzenstress entstehen – also das Gegenteil der erhofften Wirkung. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, bei der Wahl des Blattdüngers auf die Inhaltsstoffe und auf die Formulierung zu achten.
Neueste Kommentare