Stickstoff effizient einsetzen
Aus dem Inhalt:
Gestiegene Düngemittelpreise, höhere Dieselkosten – momentan wird alles teurer. Jetzt ist Effizienz gefragt. Das gilt besonders für den Düngemitteleinsatz. Es ist nun wichtiger denn je, nur so viel Stickstoff auszubringen, wie die Pflanzen wirklich benötigen. Doch wie lässt sich der Pflanzenbedarf zuverlässig einschätzen? Verschiedene digitale Produkte können dabei helfen.
Der Stickstoffbedarf der Pflanzen variiert nicht nur von Jahr zu Jahr, sondern auch von Feld zu Feld – und sogar innerhalb eines Feldes. Die Gründe dafür sind unter anderem unterschiedliche:
• Bodenarten,
• Humusgehalte,
• Wasserverfügbarkeiten und
• Vorfrüchte.
Daher sorgt die flächige Ausbringung eines Stickstoff-Düngers sowohl zu einer Überdüngung als auch zu einer Unterdüngung der Böden. Somit werden die einzelnen Pflanzen entweder unterversorgt oder es kommt zu Nährstoffverlusten. Um bei einer begrenzten Stickstoffdüngung gleiche oder zumindest ähnliche Erträge zu erzielen, sollte Sie auf diese äußeren Einflüsse reagieren und teilflächenspezifisch düngen. Nur so können Sie Ihre Stickstoff-Effizienz bestmöglich erhöhen. Was gilt es, bei der teilflächenspezifischen Düngung zu beachten und wie hat sich die Technik inzwischen weiterentwickelt?
Dank Satellitendaten kann nun jeder Stickstoff teilflächenspezifisch düngen
Bisher war die teilflächenspezifische Düngung eher größeren Betrieben vorbehalten, die über einen Düngerstreuer verfügen, der diese Technik unterstützt. Hinzu kamen hohe Kosten, die mit der Anschaffung der Sensoren verbunden waren. All dies hat sich vor ein paar Jahren geändert, als die Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ihre Satellitendaten für jedermann frei zugänglich machte. Dies eröffnete ganz neue Möglichkeiten für die teilflächenspezifische Düngung, sodass heute nahezu jeder Landwirt diese Technik nutzen kann – unabhängig von der technischen Ausstattung und der Betriebsgröße. Doch wie funktioniert die Technik genau?
Die neueste Generation der Sentinel-Satelliten sind mit speziellen Sensoren ausgestattet, die sich zur Reflexionsmessung von Pflanzenbeständen eignen. Ungefähr alle drei Tage überfliegt ein Sentinel-2-Satellit von der ESA die Flächen. Dabei werden Multispektralbilder erstellt, die vergleichbare Daten über die Bestände liefern, wie es traktorbasierte Stickstoff-Sensoren tun. Die Satellitendaten werden um atmosphärische Störungen korrigiert und georeferenziert. Der Anwender erhält die Bilder innerhalb von wenigen Tagen. Derzeit gibt es einige Unternehmen, die diese Technologie am Markt anbieten. Bei den meisten Anbietern bekommt der Nutzer ein Satellitenbild angezeigt, welches erlaubt, mit einfachen Umrechnungen die Stickstoff-Düngung zwischen guten und schlechten Zonen zu variieren. Die besseren Systeme, wie zum Beispiel Atfarm, geben abhängig von Kultur und Wachstumsstadium auch eine optimierte Düngeempfehlung. Die Handhabung ist – zumindest bei einigen Anbietern – recht simpel: Binnen wenigen Minuten importiert man alle Schläge zum Beispiel aus dem Antragsprogramm und erstellt Applikationskarten. Wobei es in puncto Nutzerfreundlichkeit große Unterschiede zwischen den Programmen gibt.
In welchen Punkten unterscheiden sich die Produkte voneinander?
Die meisten Programme nutzen Biomassekarten auf der Basis des sogenannten Normalized Difference Vegetation Indexes (NDVI). Der NDVI berechnet sich aus den Reflexionswerten im Nah-Infrarotbereich und des roten sichtbaren Spektrums. Dadurch werden kleinräumige Unterschiede in der Biomasse sehr gut sichtbar – vor allem in frühen Wachstumsphasen und somit zur Zeit früher Düngegaben. Die Schwächen des NDVIs liegen in den späten Wachstumsphasen bzw. zu den späten Düngergaben. Hier zeigt er kleinräumige Unterschiede nicht mehr zuverlässig an. Der Grund hierfür liegt darin, dass der NDVI sehr früh in der Saison „sättigt“, ab etwa BBCH 30 bis 33 bei gesunden Beständen. Bessere Programme, wie zum Beispiel Atfarm von Yara, nutzen deswegen einen eigenen, optimierten Index – den sogenannten N-Sensor Index.
Der optimierte N-Sensor Index basiert auf den Erkenntnissen aus 25 Jahren Feldversuchen. Er berücksichtigt ein breites Spektrum und nicht nur die rote und die nahinfrarote Strahlung. Dadurch liefert der Index wesentlich genauere Messwerte. Insbesondere kleinräumige Unterschiede in dem Zeitraum von BBCH 30 bis 59 werden sichtbar. Dies entspricht den Hauptdüngestadien. Ein weiterer Unterschied ist, dass aufgrund des Yara-eigenen Indexes die absolute Stickstoff-Aufnahme gemessen werden kann. Diese Funktion bieten andere Programme nicht. Somit ist es Landwirten möglich:
• die tatsächliche Stickstoff-Aufnahme Ihrer Kulturen zu beobachten,
• darauf basierend Stickstoff-Düngeempfehlungen zu erhalten und
• Applikationskarten für die teilflächenspezifische Düngung zu erstellen.
Was die Düngestrategie betrifft, gibt es mit solchen Programmen zwei Möglichkeiten:
– Die erste ist das sogenannte Homogenisieren, wo schwächere Zonen eine höhere Düngergabe erhalten und stärkere Zonen eine geringere. Das
Homogenisieren dient dazu, den Bestand anzugleichen.
– Die zweite Möglichkeit ist das sogenannte Differenzieren. Hierbei wird mehr Dünger den besser entwickelten Zonen gegeben und weniger Dünger den
schlechter entwickelten. Dies dient dazu, die Erträge zu stabilisieren und die Proteingehalte abzusichern und ggf. zu erhöhen.
Empfehlenswert ist es, beide Strategien miteinander zu kombinieren: Zur 1 . bzw. 2. Gabe zu homogenisieren und zur 3. bzw. 4. Gabe zu differenzieren. So profitieren Sie von allen Vorteilen, die die teilflächenspezifische Düngung hat.
Einer der Hauptvorteile der satellitenbasierten teilflächenspezifischen Düngung: Sie ist günstig. Die Kosten pro Hektar unterscheiden sich von Programm zu Programm. In diesem Jahr (2022) sind einige dieser Programme sogar kostenlos verfügbar. Aber solche Programme haben natürlich auch Nachteile. Zum Beispiel macht eine starke Bewölkung es unmöglich, aktuelle Satellitenbilder zu bekommen. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass normalerweise in den entscheidenden Monaten genug gute Bilder zur Verfügung stehen.
Welche Ausstattung muss mein Düngerstreuer haben?
Zunächst benötigen Sie einen Computer mit Internetanschluss. Aufseiten der Landtechnik ist das Optimum ein GPS-gesteuerter Mineraldüngerstreuer, der die Möglichkeit bietet, Streumengen anzusteuern. Es gibt aber auch Smartphone-Apps, die während der Fahrt GPS-basiert die Streumenge anzeigen. Über die Plus- und Minustaste am Terminal des Streuers bzw. durch die Variation der Fahrgeschwindigkeit wird die Streumenge an die Zielmenge angepasst. Das ist zwar weniger genau, dafür einfacher und macht die teilflächenspezifische Düngung auch mit vorhandener Technik möglich. Dies ist zum Beispiel schon im sogenannten „Drivemode“ bei Atfarm möglich.
Die Vorteile für den Landwirt
Sie müssen durch die teilflächenspezifische Düngung weniger Stickstoffdünger einsetzen und verbessern Ihre N-Bilanz. Dazu kommen wohlmöglich bessere Erträge. Dies ist aber abhängig von Ihrer Region und dem Wetter. Darüber hinaus neigen die Getreidebestände weniger dazu, ins Lager zu gehen. Dies führt zu einer besseren Druschleistung, da sich das Getreide von beiden Seiten schneiden lässt. Zudem ist der Dieselverbrauch des Mähdreschers reduziert, da die Maschine gleichmäßiger laufen kann. Die teilflächenspezifische Düngung sorgt außerdem für höhere Proteingehalte. Bzw. sie trägt dazu bei, eine bestimmte Qualität abzusichern, falls sich der Proteingehalt Ihres Getreides gerade an der Grenze zu einer schlechteren Qualitätsstufe befindet.
Fazit
Die teilflächenspezifische Düngung bringt dem Landwirt ökonomische und ökologische Vorteile. Zum einen verbessert sich die Qualität der Pflanzen. Zum anderen muss weniger Stickstoff gedüngt werden, wodurch sich die Nährstoffverluste reduzieren. Die satellitenbasierte Düngung ist für die meisten Landwirte erschwinglich. Die angebotenen Programme können sich erheblich voneinander unterscheiden und somit auch die Vorteile für den Nutzer. Aber im Grunde kann man Sie nur jedem Landwirt empfehlen.
Sie haben Interesse an Atfarm? Dann kommen Sie doch direkt zu unserer Atfarm-Roadshow: Standorte und Termine finden Sie hier!
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