Als Sonderkulturen werden Pflanzen und Kultursysteme bezeichnet, die gartenbaulichen Charakter haben. Diese Produktionsweise ist arbeits- und kostenintensiv. Außerdem stellen diese Kulturen besondere Ansprüche an den Standort und werden daher nur in bestimmten Regionen angebaut. Beispiele für Sonderkulturen sind Spargel, Erdbeeren, Wein und Obstbäume. Außerdem gehören alle Gemüsearten und Kulturen dazu, die im Gewächshaus angebaut werden.
Die wichtigsten Sonderkulturen in Deutschland
Obstbäume
Der Baumobst-Anbau nimmt in Deutschland rund ein Viertel der gesamten Anbauflächen der Sonderkulturen ein, wobei der Apfel die häufigste Obstart bildet (rund 70 Prozent), gefolgt von Kirschen, Birnen und Pflaumen. Räumlich konzentriert sich der Anbau von Obstbäumen auf wenige Regionen in Niedersachsen, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.
Erdbeeren
Die meisten Erdbeeren werden in Deutschland im Freiland angebaut (rund 13.000 Hektar), nur auf rund 1.500 Hektar erfolgt der Anbau geschützt, z.B. in Gewächshäusern oder unter Folienabdeckungen mit stark steigender Tendenz. Die über 1.000 Erdbeersorten unterscheiden sich teils sehr stark nach Färbung, Größe und Geschmack, wobei nur ca. 10 bis 15 Sorten eine starke wirtschaftliche Bedeutung haben.
Spargel
Der Spargelanbau nimmt in Deutschland etwa eine Fläche von 24.000 Hektar ein und bildet damit innerhalb des Gemüseanbaus den größten Anteil. Der auch als königliches Gemüse bezeichnete Spargel wird vorwiegend in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Niedersachsen angebaut.
Zwiebeln
Zwiebeln gehören zu den Lauchgewächsen und sind in Deutschland nahezu das ganze Jahr über aus heimischem Anbau verfügbar. Gelbschalige Sorten werden am häufigsten angebaut, Sorten mit weißer oder roter Schale sind seltener. Das Gemüse wird in Deutschland auf rund 11.000 Hektar angebaut, wobei die Zwiebeln im landwirtschaftlichen Anbau überwiegend aus Saatgut gezogen werden und nicht aus Steckzwiebeln.
Kopfsalat
Der Anbau von Kopfsalat erfolgt in Deutschland vor allem in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auf einer Gesamtfläche von rund 1.400 Hektar. Die große Nachfrage nach Kopfsalat kann diese Anbaufläche jedoch nicht bedienen, sodass der Salat auch aus Spanien oder Italien importiert wird.
Kopfkohl
Der Kopfkohl-Anbau konzentriert sich vor allem auf den Landkreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein – das größte zusammenhängende Kohlanbaugebiet in Europa. Hier werden neben Weiß- und Rotkohl auch Spitzkohl und Wirsing angepflanzt, wobei der Weißkohlanbau den Spitzenplatz einnimmt. Die Ernte von Kopfkohl kann zwar auch mit Maschinen erfolgt, wird aber meist per Hand durchgeführt, um das Gemüse nicht zu beschädigen.
Weinbau
Der Weinanbau beläuft sich in Deutschland auf rund 103.000 Hektar. Das größte Weinanbaugebiet befindet sich in Rheinland-Pfalz. Riesling ist die weitverbreitetste Rebsorte in Deutschland, gefolgt von Müller-Thurgau und Spätburgunder. Da für die optimale Ausbildung der Trauben ein warmer, vollsonniger Standort erforderlich ist, erfolgt der Weinbau vor allem an Südhängen.
Rasen
Unter die Bezeichnung Rasen fallen alle nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen mit Gräserbewuchs, wobei die Flächen nach fünf Typen aufgeteilt werden: Zierrasen, Gebrauchsrasen, Strapazierrasen auf Sportplätzen, Strapazierrasen auf Parkplätzen und Landschaftsrasen. Je nachdem, wie der Rasen genutzt wird, unterscheiden sich die Flächen in Belastbarkeit, Pflegeanspruch, Pflanzendichte und Pflanzenzusammensetzung.
Weihnachtsbäume
Der Weihnachtsbaumanbau erfolgt heutzutage in Deutschland fast ausschließlich auf Plantagen. Nordmanntannen nehmen den größten Anteil ein, weil diese Nadelbaumart neben einem gleichmäßigen Wuchs weiche Nadeln bietet und nach dem Schlagen lange frisch bleibt. Im Norden Deutschlands sowie im Sauerland befinden sich die größten Anbaugebiete für Weihnachtsbäume.
Was ist die Besonderheit von Sonderkulturen?
Sonderkulturen heben sich hinsichtlich ihrer Produktionsweise und landschaftlichen Erscheinung von großflächig verbreiteten Kulturen ab, z.B. von Getreide, Eiweißpflanzen oder Hackfrüchten. Sie stellen besondere Anforderungen an den Standort und den landwirtschaftlichen Betrieb.
Anbau und Ernte von Sonderkulturen erfordern im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Kulturen einen hohen Arbeits- und Kapitalaufwand pro Hektar. So ist die Ernte beispielsweise oft in aufwändiger Handarbeit erforderlich wie z.B. bei Spargel oder Erdbeeren. Das wiederum erfordert den Einsatz von Saisonarbeitskräften. Hohe Kosten können für die Landwirte bei den Sonderkulturen auch durch den Einsatz spezieller Betriebsmittel entstehen, z.B. bei Maschinen oder Folien.
Ein weiteres Merkmal der Sonderkulturen betrifft die klimatischen Voraussetzungen. Viele dieser Kulturen stellen besondere Ansprüche an Boden, Klima und Pflege, was sich ebenfalls auf die Kosten und infolgedessen auf die Erzeugerpreise auswirkt.
Wie hoch ist der Anteil von Sonderkulturen an der Landwirtschaft?
Der Anteil der Sonderkulturen an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche betrug im Jahr 2016 ca. 1,3 Prozent bzw. rund 222.600 Hektar. Innerhalb dieser Fläche bildet der Gemüseanbau den größten Anteil (rund 114.000 Hektar). Die Verteilung der Sonderkulturen innerhalb Deutschlands ist aufgrund der speziellen klimatischen Anforderungen der Kulturen jedoch recht unterschiedlich bzw. ist der Anbau regional sehr ungleichmäßig verteilt.
In Rheinland-Pfalz hat bspw. der Anbau von Wein sehr große Bedeutung, was dazu führt, dass das Bundesland die größte Sonderkultur-Anbaufläche besitzt, obwohl Rheinland-Pfalz flächenmäßig weit unter Bayern und Baden-Württemberg liegt. Am Bodensee, im Alten Land oder in der Region um Werder an der Havel finden sich wiederum große Obstanlagen aufgrund der günstigen Anbaubedingungen für Obst.
Sonderkulturen im Gewächshaus-Anbau
Die Gewächshausfläche für den Anbau von Sonderkulturen beträgt in Deutschland aktuell ca. 5.000 Hektar. Die wichtigsten Kulturen unter Glas:
- Gemüse: Tomaten, Gurken, Paprika, Feldsalat
- Zierpflanzen: Beet- und Balkonpflanzen, Primeln, Stiefmütterchen und Weihnachtssterne
Am Niederrhein in NRW befindet sich das Zentrum für den Unter-Glas-Anbau, mit einem deutlichen Trend zum regionalen Anbau. Die Folge sind einige Gewächshausneubauten in der Nähe der großen deutschen Städte. Weitere große Gemüseanbauzentren unter Glas gibt es im Knoblauchsland nördlich von Nürnberg und in Papenburg.