Wettstreit der Varianten
Düngeversuch in der Praxis bringt keine Vorteile für Billigstrategie
Beim Dünger lässt sich eine Menge Geld sparen. Doch nicht jeder eingesparte Euro lohnt sich auch – das zumindest zeigte sich für einen Landwirt in Unterfranken nach einem freiwilligen Vergleichsversuch auf eigenen Flächen.
Armin Stumpf ist ein Tüftler. Ein Landwirt, der gerne herumprobiert, um größere und kleinere Erfolge aus seiner Arbeit herauszukitzeln. Mit ihm traf Benno Spilker genau den richtigen, als es darum ging, herauszufinden, ob teurere Stickstoff-Volldünger ihren Preis wert sind, oder ob Armin Stumpf mit billigen Düngern wie Harnstoff und SSA besser fährt.
Spilkers Job ist es, Landwirte wie Stumpf zu überzeugen. Sein Arbeitgeber ist die Beratungsinitiative Incona, die eigens von verschiedenen Nitratherstellern gegründet wurde, um die Vorteile von deren hochwertigen (aber teureren) Düngern herauszustellen. Und der Job eines unternehmerisch denkenden Landwirtes wie Stumpf ist es, bei den Betriebsmitteln Kosten und Nutzen zu vergleichen. Beide sind also gegeneinander angetreten, um ihre Düngervarianten auf den Prüfstand zu stellen. Auf einem Feld von Armin Stumpf in Unsleben (Lks. Rhön-Grabfeld) legten sie einen Feldversuch mit Winterraps an, der in seiner wissenschaftlichen Methode anerkannt ist, aber keinen Exaktversuch darstellt.
Das Feldstück war nach möglichst geringen Bodenunterschieden ausgesucht worden. Die Breite der drei Parzellen entsprach mit 18 Metern der Arbeitsbreite des vorhandenen Exaktdüngerstreuers. Der Raps wurde auf allen Parzellen im Herbst mit 50 Kilogramm Stickstoff in Form von Yara Sulfan (N-S-Dünger auf KAS-Basis mit 24 % N, 6 % S) gedüngt.
Im Frühjahr blieb die Null-Parzelle ohne weiteren Dünger. Die Ammonium- Parzelle (Düngesystem Stumpf) erhielt Mitte März 72 kg N als AHL, Anfang April 80 kg N als Harnstoff und Mitte April 42 kg N und 48 kg Schwefel als SSA. Die Nitrat-Variante (Düngesystem Spilker) erhielt Ende März 108 kg N als KAS und Mitte April 72 kg N und 18 kg S als Yara Sulfan. Um die Schwefelmenge auszugleichen, wurden 17 kg N und 19 kg S als SSA gegeben. Aufgrund der Vergleichbarkeit folgte der Schwefelausgleich im Zeitplan der Ammoniumparzelle.
„Ich wollte zeigen, dass meine Methode vorteilhaft ist“, sagte Stumpf im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. Und er dachte, mit dem Preisunterschied von etwa 40 Euro je Hektar bei den Düngerkosten einen soliden Vorsprung zu haben. „Je weiter die Düngerkosten auseinanderliegen, umso mehr spricht das für meine Billigvariante“, argumentiert Stumpf. Gleichzeitig weiß er, dass er damit ein höheres Risiko eingeht. „Billig und problemlos zugleich gibt es leider nicht“, lehrte ihn die Erfahrung. Harnstoffdünger müssen erst im Boden umgesetzt werden. Damit muss man immer etwas vorhalten und geht ein Wetterrisiko ein. Das sind Argumente, die Spilker auf seiner Seite hat. Ihm hilft, dass die festen Nitratdünger Vorteile im Umgang und in der schnellen und berechenbaren Wirkung haben.
And the winner is . . .
Die Ertragsunterschiede wurden gemessen, indem jede Parzelle komplett gedroschen wurde, das Erntegut abgetankt und gewogen wurde. Erst dann kam die nächste Parzelle an die Reihe. Im Versuchsjahr 2006 sprach der Raps das letzte Wort. Mit 51 dt/ha gegen 46 dt/ ha brachte die Nitratvariante um fünf Dezitonnen mehr Ertrag als die Billigdüngerparzelle. Die Nullparzelle fiel mit 34,5 dt/ha nochmals um ein gutes Stück ab. Bei einem veranschlagten Rapspreis von 22 a/dt sprangen damit 110 a/ha mehr heraus. Das konnten die Kostenvorteile der billigen Dünger nicht aufwiegen.
Zusätzlich ist sich Armin Stumpf noch einiger Unsicherheitsfaktoren, die mit AHL und SSA einhergehen, bewusst. Sowohl SSA wie AHL belasten die Technik sehr. Spritze und Heck des Schleppers werden mit der Zeit beschädigt. SSA ist laut Stumpf „ein Rostteufel“. „Von daher weiß ich nicht, ob ich das beim Dünger eingesparte Geld nicht schon für die Technik aufwende, die ich ersetzen muss“, rätselt Stumpf. Ein weiteres Problem ist die stark ätzende Wirkung von SSA, wenn es auf nasse oder tau-feuchte Bestände kommt. Fällt das SSA auf die Knospen, kann es den Raps schwer schädigen.
„Die Düngerindustrie“, sagt Stumpf, „hat einen Dünger, der genau zum Akkerbau passt – aber den lässt sie sich bezahlen. Nach unserem Versuch sogar zu Recht“. Allerdings kam der im Jahr 2006 hohe Rapsertrag den teureren Varianten entgegen. Und leider hat Stumpf in seiner Hauptfrucht, der Braugerste, den Vergleich nicht angestellt.
Das wäre eine nächste Aufgabe für den Tüftler, der übrigens im Pflanzenschutz nicht mehr herumprobiert. „Das habe ich lange genug versucht“, sagt Stumpf und seine Schlussfolgerung daraus ist: „Beim Pflanzenschutz spare ich nicht“.
Wolfgang Piller
Die komplette Reportage des Betrieb Armin Stumpf, Unterfranken mit dem Titel „Wettstreit der Varianten, Düngeversuch in der Praxis bringt keine Vorteile für Billigstrategie“ können Sie hier als PDF lesen und ausdrucken. >> mehr (PDF ca. 408 kB)
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