Was tun, wenn’s trockner wird?
Der Einsatz von Mineraldüngern im Frühjahr wird manchmal von Trockenperioden begleitet. Ist aber das pflanzenverfügbare Wasser eingeschränkt, können Nährstoffe kaum noch aufgenommen werden. Vor allem im Qualitätsweizenanbau verändert sich deshalb die optimale Düngestrategie.
Stickstoff und Schwefel sind wichtige Instrumente zum Bestandsaufbau im Winterweizen. Vor allem Stickstoff steuert die Ausbildung der einzelnen Ertragskomponenten. Bei ungenügender Wasserversorgung, wie sie im Rahmen der Klimaerwärmung in Mitteleuropa künftig öfter vorkommen könnte, verändert sich die optimale Düngungsstrategie.
Setzen niederschlagsarme Phasen ein, so trocknet der Boden von oben her aus. Häufig lässt sich in solchen Zeiten beobachten, dass noch Reste der gedüngten Körner auf der Oberfläche verbleiben. Die Nährsalze aus den Düngerkörnern werden allerdings schon bei geringer Feuchtigkeit gelöst und gelangen so in den Boden. Dadurch verbleibt bei Trockenheit häufig noch das Kalkgerüst des Düngers an der Bodenoberfläche.
Fünf Millimeter reichen
Niederschläge oder hohe Bodenwassergehalte beeinflussen die Nährstoffverfügbarkeit aus mineralischen Düngemitteln in der Regel positiv, da die Lösung der Nährsalze an Feuchtigkeit gebunden ist. Modellversuche zeigen, dass etwa fünf Millimeter Regen genügen, um Nährsalze in den Boden zu transportieren. Auch Tau, der mehrmals über Nacht auftritt, vermag den Nährsalzeintrag zu ermöglichen.
Mit dem Nährsalzeintrag entsteht ein Konzentrationsgefälle gegen den Boden hin. Das führt dazu, dass einige Nährstoffe durch Diffusion in den Boden gelangen. Diffusion ist ein physikalischer Prozess, der zu einer Durchmischung von Dünger und Erde führt. Nur im Bodenwasser gelöste Nährstoffe sind Kandidaten für die Diffusion. Zu diesen zählen: Nitrat, Schwefelsulfat, Magnesiumoxid, wasserlösliche Kalisalze und wasserlösliche Phosphate.
Ton- und humusreiche Böden können mehr Nährstoffe und Wasser speichern, als dies leichtere Böden vermögen. Fällt ein Standort trocken, so ist je nach Bodenart das pflanzenverfügbare Wasser eingeschränkt nutzbar. Somit können auch die im Bodenwasser gelösten Nährstoffe wie Nitrat, Schwefelsulfat und Kali von den Pflanzen kaum noch aufgenommen werden.
Eine andere Form der Nährstoffaufnahme findet bei ausreichenden Bodenwassergehalten statt. Die Pflanzenwurzel „wächst“ zu den wasserunlöslichen und kaum beweglichen Nährstoffen hin und kann diese dann aufnehmen. Diese Form der Nährstoffaufnahme spielt allerdings für die Pflanzenernährung eine untergeordnete Rolle. Zudem ist sie an ein starkes Wurzelwachstum gebunden und kommt somit bei Trockenheit ebenfalls zum Erliegen.
Hohe Ansprüche nach Ährenschieben
Charakterisiert wird ein Standort durch Bodeneigenschaften wie Nährstoffspeicher- und -freisetzungsvermögen, die Tiefgründigkeit sowie die Bodenart. Auch Bewirtschaftung bezüglich Fruchtfolge, Bodenbearbeitung und organischer Düngung spielt eine wichtige Rolle. Vor allem die Jahresniederschlagsmenge und -verteilung bestimmen das mögliche Ertrags- und Qualitätspotenzial des Winterweizens. Besonders nach dem Ährenschieben stellt der Weizen in relativ kurzer Zeit hohe Ansprüche an die Wasserversorgung.
Trockenheit wirkt sich auf den Weizenertrag hauptsächlich dann negativ aus, wenn sie zur Zeit der Blüte auftritt. In diesem Fall muss mit Ertragseinbußen von bis zu 40 % des Maximalertrags gerechnet werden.
Eine Frage des Optimums
Der Stickstoffbedarf von Winterweizen wird wesentlich durch die Ertragshöhe und die Rohproteingehalte bestimmt. Erst bei einer Düngung über das Optimum hinaus steigt die Gefahr der Nährstoffverlagerung in der vegetationslosen Zeit. Eine Verlagerung aus dem Wurzelraum während der „Wasser ziehenden“ Vegetationszeit im Frühjahr und Sommer tritt nur unter außergewöhnlichen Bedingungen auf, wie zum Beispiel auf flachgründigen, sehr sandigen Böden in Verbindung mit Extremniederschlägen.
Betrachtet man die Gewichtung der ersten und zweiten Stickstoffgabe nach der Menge N, so belegen zahlreiche Versuche, dass über verschiedene Standorte und Sorten im Winterweizenanbau eine schossbetonte Düngung einer startbetonten Düngung im Ertrag und der Qualität überlegen ist. Wird schossbetont gedüngt, werden dünne Bestände herangezogen, die weniger Wasser aus dem Boden entnehmen. Diese Bestände erreichen ihr Ertragspotenzial über die Ähre.
Ist das Wasserangebot des Standortes begrenzt, wird es umso wichtiger, dünne Bestände zu etablieren. Stark bestockte Bestände entziehen dem Boden durch unnötig angelegte Biomasse insgesamt mehr Wasser, auch wenn es unter solchen Beständen zunächst – in der vegetativen Phase – so erscheint, als werde durch die Beschattung weniger Wasser verdunstet. Gerade in der generativen Phase, in der das Korn und somit der Ertrag und der Rohproteingehalt ausgebildet werden, hat ein dichter Weizenbestand einen höheren Wasserbedarf als ein dünner Bestand. Somit ist der gesamte Wasserentzug aus dem Bodenvorrat unter dichten Beständen in einem Jahr höher einzuschätzen. Zudem ist mit einer hohen Wasseraufnahme nicht zwingend eine hohe Nährstoffaufnahme verbunden.
In Gebieten mit trockenen Phasen sollte der Bestandsaufbau daher auch mit entsprechenden Sorten (zum Beispiel Einzelährentyp) vorbereitet werden. Bei unsicherem Witterungsverlauf kann eine Teilmenge der Schossergabe als 1b-Gabe vorgezogen werden.
Sortentyp berücksichtigen
Grundsätzlich fördert die dritte Stickstoffgabe vor dem Ährenschieben (EC 39/49) die Kornfüllung und sichert über die Steigerung der Tausendkornmasse (TKM) den Ertrag ab. Wird diese Ährengabe zum oder nach dem Ährenschieben (EC 51/61) gedüngt, werden vorwiegend die Qualitätseigenschaften gefördert.
Niederschlagsarme Regionen und sandige, sorptionsschwache Standorte begrenzen von vornherein die Erträge auf einem niedrigen Niveau; eine übliche Spätdüngung würde zumeist nicht mehr ausreichend umgesetzt. Auf Standorten mit häufiger Frühsommertrockenheit sollte die Düngung bei hohem N-Bedarf mit dem Erscheinen des Fahnenblattes (EC 39) erfolgen. Besonders auf diesen Standorten stellt die Zusammenfassung der Schosser- und der Ährengabe eine Standardmaßnahme dar, zumal die Stickstoffaufnahme bei geringerem Ertragsniveau in der Regel bis zur Blüte abgeschlossen ist. Die Proteingehalte sind normalerweise hoch, da bis zur Blüte aufgenommener Stickstoff bei niedrigen Erträgen in höheren Rohproteingehalte angelegt wird. Auf Standorten mit ausreichender Wasserversorgung und hohen Erträgen kann die Spätgabe bis zur beginnenden Blüte erfolgen, da diese Bestände auch in der Zeit nach der Blüte bis zur Ernte noch hohe Stickstoffmengen aufnehmen können. Hohe Erträge und hohe Rohproteingehalte können nur mit zusätzlichen Spätdüngungsgaben ab Erscheinen der Ähre erreicht werden. Hohe Stickstoffmengen (über 80 kg N/ha) zur Spätdüngung sollten in zwei Gaben (dritte und vierte Gabe) aufgeteilt werden, wobei die Gewichtung auf der dritten Gabe liegen soll.
Schwefel erhöht Stickstoffeffizienz
Die Effizienz der Stickstoffausnutzung ist an eine ausreichende Schwefelversorgung gebunden. In Abhängigkeit vom im Boden vorrätigen pflanzenverfügbaren Schwefelgehalts zu Vegetationsbeginn sollte gerade im Qualitätsweizenanbau Schwefel gedüngt werden. Hohe Eiweißgehalte können so ermöglicht werden. Eine Schwefelgabe sollte in Sulfatform in einer Höhe von 10 bis 20 kg/ha mit der ersten Stickstoffgabe in Form eines NPK+S- oder eines AN+S-Düngers ausgebracht werden. So wird eine hohe Effizienz des Schwefels erzielt.
Fazit
Hoch wasserlösliche Dünger erlauben eine schnelle und wirkungssichere Pflanzenversorgung mit den wichtigen Nährstoffen N und S. Somit kann durch die richtig ausgewählten Dünger eine flexible, an die Witterungs- und Standortbedingungen angepasste Düngung umgesetzt werden. Durch zeitliches Vorziehen der N-Gaben wird die Wirkungssicherheit erhöht.
Sonderdruck BAUERNZEITUNG 18.WOCHE 2009
Neueste Kommentare