Getreidestroh – mehr als nur Nährstoffe
Die schwierigen Erntebedingungen 2010 haben neben den häufig schlechten Kornqualitäten auch schlechte
Strohqualitäten mit sich gebracht. Viele Betriebsleiter entschieden sich daher, das Stroh auf dem Feld zu
belassen. Neben dem monetären Wert der Nährstoffe, die im Stroh enthalten sind, spielt auch die humusmehrende
Wirkung des Strohs eine wichtige Rolle für die Ackerstandorte.
Nährstoffgehalt: Was ist Stroh wert?
Nährstoffwerte sind Durchschnittswerte. Ja nach Intensität der Düngung des Getreides können die Werte
(v.a. beim Kaliumgehalt) variieren. In problematischen Erntejahren wie 2010 leidet auch die Qualität des
Strohs, so dass eine Vermarktung häufig sehr schwierig ist. Die Verwertung als organischer Dünger ist dann
die bessere Lösung als der Verkauf.
Schlussfolgerungen für die Praxis
Werden humuszehrende Kulturen (z.B. Kartoffeln,
Zuckerrüben, Silomais) angebaut, sollte verstärkt
auf eine Optimierung der Humusbilanz geachtet
werden (Cross Compliance relevant!). Ca. 2/3 des
im Boden vorhandenen Humus sind Dauerhumus
und weitgehend vor Abbau geschützt. Im Durchschnitt
wird jährlich ca. 1-5% der organischen Bodensubstanz
abgebaut. 5 t/ha Stroh (z.B.: Strohmenge
bei 70 dt/ha Wintergerstenertrag) liefern
beispielsweise ca. 500 kg Humus-C (Kohlenstoff)
pro ha. Das ist mehr als 3 mal so viel wie 25 m3
Schweinegülle an Humus-C liefern. Eine gute
Humusversorgung erhöht langfristig gesehen die Bodenfruchtbarkeit durch folgende Wirkungen:
- Förderung des Bodenlebens
- Erhöhung der biologischen Aktivität
- verbesserte Wasser- und Nährstoffspeicherkapazität
(leichte Böden!) - Bessere Durchwurzelbarkeit
- Erhöhung des Porenvolumens, bessere
Infiltration von Niederschlägen - Pufferung des Bodens (geringere pH-Wert
Schwankungen) - Erosionsschutz, geringere Verdunstungsraten
(Strohmulchauflage)
Strohmanagement optimieren
Bodenverbessernde Wirkungen des Strohs auf dem Acker werden nur mit einem optimalen Strohmanagement
erreicht:
- Häcksellänge max. 2-3 cm
- Gleichmäßige Verteilung (auch Spreu!) auf der
gesamten Arbeitsbreite - Länge der Stoppel max. 20 cm
- Stroh beim ersten Grubbern max. 10 cm tief
einarbeiten, beim zweiten Grubberstrich pro
Tonne Stroh 2 cm Arbeitstiefe einstellen
Ausgleichsdüngung notwendig?
Die Mikroorganismen, die die organische Substanz zersetzen, benötigen Kohlenstoff (C) und Stickstoff
(N). Optimal ist ein C/N Verhältnis von 10:1, das C/N-Verhältnis von Getreidestroh liegt allerdings deutlich
höher, bei 100:1. Eine Düngung mit Gülle zum Stoppelsturz (max. 40 kg NH4-N laut DVO im Herbst) stellt
ausreichend N für die Arbeit der Mikroorganismen zur Verfügung. Ein Boden, der langjährig eher humuszehrend
bewirtschaftet wurde, hat eine geringe Bakterienfauna. Daher findet die Umsetzung verlangsamt
statt. Der Boden muss erst wieder ausreichend Mikroorganismen aufbauen.
Bei hohen eingearbeiteten Strohmengen kann eine Düngung der Folgefrucht im Herbst mit 10-20 kg
N/ha über nitrathaltige N-Dünger wie z.B. KAS (schnelle Wirkung) sinnvoll sein, damit die Folgefrucht nicht
kümmert.
Fazit:
In Fruchtfolgen mit einem hohen Anteil humuszehrender Kulturen sollte das Getreidestroh möglichst auf
den Ackerflächen verbleiben. Hier spielt die humusmehrende Wirkung des Getreidestrohs eine besondere
Rolle. Eine Ausgleichsdüngung kann bei Bedarf mit organischen Düngern oder mineralischen Düngern zum
Stoppelsturz erfolgen. Bei einer Düngung zur Folgefrucht sollten mineralische N-Dünger mit Nitratanteil
ausgebracht werden, um ein kümmern der Kultur zu vermeiden.
Neueste Kommentare