Düngung von Raps unter pflanzenbaulichen Aspekten Mikronährstoffe für Getreide und Raps
Zeitpunkt, Menge und Nährstoffform beachten
Die Intensivkultur Raps nimmt bis zur Hauptblüte 200-300 Kilogramm je Hektar (kg/ha) Stickstoff (N) und Kalium (K2O), 100-150 kg/ha Phosphat (P2O5) und 40-70 kg/ha Schwefel (S) sowie Magnesium (MgO) auf. Zusätzlich sind Mikronährstoffe unerlässlich für einen hohen Ölertrag. Die Sicherstellung dieses umfangreichen Nährstoffbedarfes erfordert Düngesysteme, die an Standort und Fruchtfolge angepasst sind.
Im Frühjahr 2011 waren NPK-Frühjahrsdüngungen hilfreich, um die schlecht entwickelten Winterrapsbestände zu
fördern.
Andüngung in Winterraps-Feldversuchen mit dem Yara N-Sensor.
Dieser hohe Nährstoffbedarf von Raps kommt auch der Folgefrucht zugute. Er wird aus dem Bodenvorrat und über die Düngung gedeckt. Die Düngungsplanung berücksichtigt alle Nährstoffquellen (organisch und mineralisch) und weist nach Abzug der Nährstoffe, die mit dem Rapsstroh auf dem Feld verbleiben, den tatsächlichen Entzug des Ernteproduktes aus. Werden Kalkung und Grunddüngung in der Fruchtfolge durchgeführt, sollten diese zum Raps ausgebracht werden. Der optimale pH-Wert für Raps liegt, je nach Bodenart, bei sechs bis sieben.
Einen erheblichen Teil der aufgenommenen Nährstoffe liefert das Rapsstroh an die Folgefrucht (Tabelle 1). Gute Beschattung und tiefe Durchwurzelung wirken sich positiv auf die Bodenstruktur aus und tragen zur hohen Vorfruchtwirkung von Raps bei. Abbildung 1 zeigt die Einordnung der Nährstoffversorgung in die Entwicklungsstadien von Winterraps und die Ausprägung von Ertragsfaktoren (aus: www. effizientduengen.de/kulturen.php). Abbildung 2 zeigt ein Schema zum Düngungsplan Winterraps (aus: www. effizientduengen.de/kulturen.php).
Hohe Ölerträge durch gezielte N-Düngung
Die N-Aufnahme liegt beim Winterraps bei circa sechs kg N je Dezitonne (dt) Zielertrag/ ha. Je vier bis fünf kg Stickstoffaufnahme wird rund ein kg Schwefel vom Rapsbestand für eine hohe N-Effizienz benötigt. Der ertragssteigernde Effekt einer zunehmenden N-Düngung wird bei zu hoher Gabe durch abnehmende Ölgehalte begrenzt.
Nährstoffaufnahme im Herbst – Umsetzung im Frühjahr
Abbildung 3 zeigt die N-Aufnahme in der oberirdischen Biomasse von Winterrapsbeständen im Frühjahr zum Vegetationsbeginn. Die N-Aufnahme von Winterraps im Herbst schwankt zwischen 20 und 200 kg N/ha. Sie ist bei der Frühjahrsdüngung (französisches Modell) anzurechnen. Ziel der Herbstentwicklung bis zur Winterruhe sind kräftige Einzelpflanzen mit einem Wurzelhalsdurchmesser von acht bis zehn Millimetern und acht bis zehn Blättern. Anbauprobleme können zu einer mangelhaften Nährstoffversorgung oder zu nur zögerlich wachsenden Pflanzen führen. Möglichst frühzeitig platzierte Düngungsmaßnahmen im Zwei- bis Vierblatt-Stadium unterstützen dann das Pflanzenwachstum (Tabelle 2). Der mineralische N-Aufwand im Herbst sollte auf 30-50 kg N/ha beschränkt werden. Nitrathaltige N-Dünger sichern zügiges Wachstum und Winterhärte. Mit einem ausreichenden Nährstoffangebot in Anionen-Form (Nitrat, Sulfat, Phosphat) wird die Aufnahme von Nährstoffen in Kationen-Form (Kalium, Magnesium, Kalzium) spürbar verbessert (Abbildung 4).
Stickstoffdüngung im Frühjahr anpassen
Ziel des Rapsanbaues ist die Maximierung des N-bereinigten Ölertrages im Rahmen des erlaubten N-Bilanz-Überschusses. Es stehen verschiedene bewährte Methoden zur Ermittlung des N-Bedarfs beim Raps zur Verfügung:
– Sollwert-Methode (zum Beispiel Sachsen: www.smul.sachsen.de/lfulg/)
– Rapool-N-Schieber
– YARA N-Sensor (www.agricon.de/ produkte/yara-n-sensor/duengung-imraps/)
Alle Modelle berücksichtigen verschiedene Planungsgrößen, ausgehend von Sollwerten. Vor allem die Messung der N-Aufnahme führt zu einer jährlichen Anpassung des N-Düngebedarfes (Tabelle 4).
Grundsätze zur N-Düngung im Frühjahr:
1. Terminierung der N-Düngung in zwei Gaben:
– Termin erste N-Gabe: Vegetationsbeginn bei Düngung mit nitrathaltigen Produkten, ansonsten ein bis zwei Wochen früher
– Termin zweite N-Gabe: Mitte bis Ende Schossen
Ausnahme: Bei kühler Frühjahrswitterung und spätem Vegetationsbeginn (häufig im Nordosten Deutschlands) hat sich eine Gesamt-N-Gabe von 160-200 kg N/ha (je nach Nmin) bewährt.
2. Aufteilung der N-Menge auf die erste und zweite N-Gabe nach der Bestandessituation im Frühjahr:
– Kräftige blattreiche Bestände: 40/60 Prozent
– Kräftige Bestände mit Blattverlust zum Frühjahr: 60/40 Prozent
– Schwacher biomassearmer Bestand: 50/50 Prozent
3. Dritte N-Gabe bis BBCH 57
– Bei schlechten Ausgangsbeständen können ca. 10-20 Prozent der üblichen Frühjahrs-N-Gabe bei verbesserten Ertragsaussichten und Aufhellungen im Bestand nachgedüngt werden.
Düngungssysteme mit einer verzögerten N-Freisetzung im Frühjahr sollten hinterfragt werden, da der Raps bis zur Blüte im Mai insgesamt 80-90 Prozent und während Blüte und Schotenansatz nur noch 10-20 Prozent des Gesamtstickstoffs aufnimmt (Abbildung 5).
Winterraps braucht viel Schwefel und Magnesium
Eine ausreichende Magnesium- und Schwefelversorgung zeitnah zur ersten N-Gabe zu Vegetationsbeginn verbessert die Jugendentwicklung und stabilisiert die Erträge bei geringerem N-Aufwand. Mit dem zügigen Aufbau der Biomasse werden im Frühjahr in kurzer Zeit bis zu 70 kg MgO/ha aufgenommen. Sulfatische Magnesiumverbindungen, zum Beispiel in Kieserit oder YaraBela® OPTIMAG®, bei einer Düngermenge von 30-50 kg MgO/ha erhöhen die sichere Verfügbarkeit des Gesamtbedarfes. Auch eine Schwefeldüngung von 30-50 kg S/ha in Sulfatform ist in der Regel zu Raps obligatorisch – Ausnahme sind sehr hohe Smin-Werte (> 60-80 kg/ ha in 0-60 cm Bodentiefe). Stickstoff- Schwefel-Dünger mit einem N:S-Verhältnis von 4-5:1 sind hervorragend für die erste und zweite N-Gabe im Winterraps geeignet. Bei hohen Gülleaufwandmengen zu Raps wird immer häufiger eine zusätzliche S-Versorgung notwendig.
Hoher Phosphat- und Kaliumbedarf – geringe Kaliabfuhr
Ein Rapsbestand nimmt 200-300 kg/ha K2O auf. Jedoch verbleibt mit dem Rapsstroh der überwiegende Anteil der Kaliumaufnahme auf dem Feld. Deshalb liegt nach einer Nährstoffbilanzierung im Rapsanbaujahr der Nährstoffbedarf bei rund 60-90 kg P2O5/ha und 50 kg K2O/ha. In der Bilanz einer typischen Getreide-Getreide-Raps- Fruchtfolge mit Strohverbleib auf dem Feld ist damit der Phosphatbedarf in der Fruchtfolge größer als der Kaliumbedarf (Tabelle 5).
Aufgrund der hohen Kaliumaufnahme eines Rapsbestandes sollte der Bedarf einer Raps-Getreide-Fruchtfolge vorrangig zu Winterraps gedeckt werden. Bei schlechter K-Nachlieferung, etwa durch starke Fixierung oder schlechte Grundversorgung, sind zusätzliche Aufschläge notwendig. Hoher Kali-Bedarf wird am besten gesplittet und als Herbst- und Frühjahrsgabe geteilt ausgebracht. Phosphatdüngermengen sind aufgrund der schnellen Festlegung möglichst zeitnah zur Phase des höchsten Bedarfes (Frühjahr) auszubringen.
In intensiven Rapsfruchtfolgen im Norden Deutschlands ohne Gülleeinsatz wird häufig im September ein PK-Kombi-dünger oder ein PK-betonter NPK zum Teil mit Schwefel in den jungen Raps gestreut. Der PK-Aufwand liegt hier in der Regel bei rund 60-80 kg P2O5 und 120 kg K2O pro Hektar. In reinen Markfruchtbetrieben bewährt sich eine N-betonte NPK-Düngung mit Schwefel zu allen N-Düngungsterminen als Volldüngung. Dafür gibt es verschiedene Formulierungen der Düngerindustrie, welche den Entzug bei allen Hauptnährstoffen decken.
Phosphat und Kalium aus organischen Düngern werden durch Raps hervorragend ausgenutzt. Ein Gülleeinsatz zur Strohbearbeitung vor der Aussaat hat sich sehr gut bewährt. Bei einer Gülleausbringung im Frühjahr muss die Bedeckung der Pflanzen vermieden werden.
Schwerpunkt der
Mikronährstoffdüngung ist Bor
Eine optimale Mikronährstoffversorgung vor allem mit Bor, Mangan und Molybdän (Tabelle 6) unterstützt gesundes Wachstum sowie die Bildung und Umverlagerung von Stoffwechselprodukten aus Spross und Blättern in die Schoten. Bor sichert unter anderem gesunde Gewebestrukturen, kräftiges Wurzelwachstum inklusive Seitenverzweigung und eine volle Blüte. Hohe Erträge brauchen eine auf vier Gaben gesplittete Bormenge von circa 600 g/ha. Diese wiederholte Borspritzung wird durch eine ausschließliche Borverteilung in der Pflanze über den Transpirationsstrom notwendig. Eine zusätzliche Manganversorgung verbessert die Photosyntheseleistung und die Bewältigung von Trockenstress. Molybdän unterstützt die Stickstoffverwertung (Nitratreduktase) bei hohen N-Aufnahmeraten. Tabelle 7 zeigt einen Zeitplan für Blattdüngungsmaßnahmen mit Mikronährstoffen. Situationen mit eingeschränkter Verfügbarkeit der Mikronährstoffe nehmen zu, so zum Beispiel durch:
– pH-Werte > 6,2
– hohe Strohmengen im Saatbett, Mulchsaaten und sehr lockere Standorte
– Einsatz hoher Mengen organischer Dünger
– Trockenheit und häufiger Wechsel von Trockenheit und Durchfeuchtung.
Fazit
Raps ist eine Intensivkultur – auch bei der Düngung. Eine optimale Stickstoff-Versorgung braucht Schwefel und eine präzise Führung des wachsenden Bestandes vom Herbst bis zum Schossen. Das Nährstoffnachlieferungsvermögen des Standortes sowie Witterungsrisiken sollten hinreichend berücksichtigt werden. Eine ausreichend hohe Phosphat- und Kalium-Versorgung ist Voraussetzung für den Ausgleich von Stressfaktoren und die Umsetzung der Stickstoff-Menge in einen hohen Ölertrag. Magnesium darf nicht vergessen werden. Erfolgreiche Rapsanbauer nutzen die Blattapplikation von Mikronährstoffen, hier ist die Versorgung mit Bor Pflicht.
ACKERplus | 09.11
Neueste Kommentare