Strohverkauf: Sinnvoll oder Eigentor?
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Strohverkauf: Sinnvoll oder Eigentor?
Vor der Ernte stellt sich oft die Frage, ob es sinnvoll ist, das Getreidestroh zu verkaufen. Auf den ersten Blick scheint ein Strohverkauf reizvoll, da er leicht einen Zuverdienst bietet. Jedoch sollte vor den betriebsindividuellen Gegebenheiten genau abgewogen werden, ob und zu welchem Kurs der Strohverkauf sinnvoll ist.
Nährstoffwert vom Getreidestroh
Ein grober Anhaltspunkt für den zu erzielenden Kaufpreis liefert der Nährstoffwert vom Stroh.
Losgelöst vom objektiven Nährstoffwert muss betriebsspezifisch zwischen den Vor- und Nachteilen des Strohverkaufs abgewogen werden.
Vorteile des Strohverkaufs
Neben dem Verkaufserlös bietet der Strohverkauf auch ackerbauliche Vorteile. Das Stroh muss beim Drusch nicht gehäckselt werden. Das spart Zeit und Geld. Die Stoppelbearbeitung und anschließende Aussaat werden erleichtert. Nachfolgende Kulturen wie Raps oder Zwischenfrüchte können sich besser entwickeln, weil kein Stickstoff durch Mikroorganismen im Rahmen der Strohrotte gebunden wird. Die sogenannte „N-Sperre“ wird damit deutlich reduziert. Des Weiteren mindert bei Stoppelweizen die Strohabfuhr den Erregerdruck und kann ggf. die Fungizidintensität verringern. Insbesondere Veredlungsbetriebe mit hoher Viehdichte können durch die Strohabfuhr die betriebliche Nährstoffsituation entspannen und eventuell auch mehr organische Dünger im Betrieb belassen.
Nachteile des Strohverkaufs
Die mit dem Stroh abgefahrenen Nährstoffe müssen insbesondere bei reinen Ackerbaubetrieben wieder ausgeglichen werden. Neben den Nährstoffwerten müssen auch die Arbeitserledigungskosten dementsprechend im Strohpreis berücksichtigt werden. Insbesondere in Fruchtfolgen mit humuszehrenden Kulturen wie Kartoffeln, Silomais und Zuckerrüben sollte die Strohabfuhr auch vor dem Hintergrund des Humushaushaltes gut abgewogen werden. 50 dt / ha Stroh liefern ca. 500 kg Humus-Kohlenstoff (C). Auf strukturschwachen Standorten, die zur Verschlämmung neigen, sollte das Stroh lieber auf der Fläche verbleiben. Das Stroh trägt außerdem in gefährdeten Gebieten zum Erosionsschutz bei. Wird das Stroh nicht zeitnah nach der Ernte abgefahren z. B. aufgrund wechselhafter Witterung, verzögern sich alle nachfolgenden Arbeiten. Dadurch können zusätzlich Arbeitsspitzen entstehen.
Fazit
Neben der monetären Betrachtung gibt es einige ackerbauliche Vor- und Nachteile, die der Strohverkauf mit sich bringen kann. Letztendlich muss immer jedes Jahr neu im Einzelfall genau abgewogen werden, ob und zu welchen Kursen der Strohverkauf sinnvoll ist. Hören Sie auch hier in unseren Podcast zu dem Thema rein!
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