Blattdünger – Die Formulierung bestimmt den Erfolg
Aus dem Inhalt:
Bei der Blattdüngerwahl steht man als Landwirt mittlerweile vor einem breiten Spektrum an Produkten. Neben den reinen Nährstoffegehalten unterscheiden sich die Blattdünger erheblich in ihren Eigenschaften und hinsichtlich der Formulierung. Dabei differenzieren sich die Produkte deutlich mehr als nur in der Frage ob fest oder flüssig.
Abbildung 1: Arten von Blattdüngern
Salze, Chelate oder Suspensionen: Wo liegen die Unterschiede?
- Salze stellen die älteste und vermeintlich günstigste Blattdüngeroption dar. Als fester Ausgangsstoff müssen die Salze zunächst in der Spritze gelöst werden, sodass allein bei der Handhabung schon Nachteile bestehen. Verschiedene Salze unterscheiden sich in ihrem Eintrocknungsverhalten auf der Blattoberfläche und damit in der Eigenschaft je nach Feuchtigkeit besser oder schlechter aufnehmbar zu sein. Reine, unformulierte Nährsalze können schnell von der Blattoberfläche abgewaschen werden oder bei ungünstiger Witterung auch zu Ätzschäden führen.
- Chelate sind komplexe Verbindungen. Sie halten Nährionen in Lösung, die sonst unlösliche Salze bilden würden. Diese Molekülgerüste, die sogenannten Chelatoren, sind künstliche Inonenfänger, die so in der Natur nicht vorkommen. Chelate haben eine sehr schnelle Wirkung („Feuerwehrmaßnahme“). Sie sind nur in geringen Konzentrationen anwendbar. Schlecht oder unformulierte Chelate können Verbrennungen auf den Blättern verursachen. Eine nachhaltige Wirkung kann bei einmaliger Applikation mit Chelaten nicht erzielt werden. Zudem sind Chelate vergleichsweise teuer.
- Flüssige Lösungen enthalten Nährsalze und teilweise auch Chelate. Gegenüber granulierten oder pulverförmigen Blattdüngern haben sie deutliche Vorteile in der Handhabung. Zudem gewährleisten enthaltene Formulierungshilfsstoffe eine deutlich bessere Wirkung und eine höhere Nährstoffeffizienz.
- Suspensionen ermöglichen eine sehr hohe Nährstoffkonzentration bzw. Volumen. Sie beinhalten zunächst unlösliche Verbindungen,z. B. Mangancarbonat oder Kupferoxychlorid. Diese Verbindungen sind zwar zunächst wasserunlöslich, können jedoch bei Säurekontakt gelöst werden. CO2 aus der Luft kann in Verbindung mit Tau auf der Blattoberfläche beispielsweise zur Bildung von Kohlensäure führen. Desweiteren können auch andere Substanzen aus der Atmosphäre durch Deposition für ein saures Millieu auf der Blattoberfläche sorgen. Mithilfe entsprechender Formulierungsadditive lässt sich mit Suspensionen eine Art regenfestes Nährstoffdepot auf der Blattoberfläche anlegen. Nächtlicher Tau führt zu wiederholten Lösungsvorgängen und einer portionsweisen Aufnahme der Nährstoffe. Suspension können insbesondere die Mikronährstoffversorgung über einen längeren Zeitraum in kritischen Wachstumsphasen sehr gut absichern.
Da die Pflanze die Nährstoffaufnahme über das Blatt nicht steuern kann, besteht bei sofort nutzbaren Salzen oder Chelaten auch die Gefahr einer temporären Überversorgung. Wenn der Konzentrationsunterschied zwischen Blattoberfläche und dem Pflanzeninneren sehr hoch ist, können auch sehr schnell zu große Mengen aufgenommen werden. Stress und Pflanzenschäden sind die Folge. Die portionsweise, langanhaltende Ernährung bei Suspensionen geht diesem Risiko aus dem Weg und ist damit langanhaltender und pflanzenverträglicher. (Abbildung 2)
Abbildung 2: Wirkung von Chelaten und Suspensionen im Vergleich.
Formulierungshilfsstoffe als Schlüssel zum Erfolg
Was im Pflanzenschutz gilt, sollte auch der Anspruch an Blattdünger sein: Die Formulierung bestimmt den Erfolg. Gut formulierte Lösungen oder Suspensionen enthalten Netz-, Haft, Absorptions- und eventuell Dispergiermittel. Durch die Formulierung werden eine gute Benetzung, Regenfestigkeit, hohe Aufnahmeraten und eine gute Pflanzenverträglichkeit sichergestellt. Insbesondere die Verbindung von Netz- und Haftmitteln führen zu einer gesicherten, langanhaltenden Ernährung. Schlecht oder unformulierte Produkte bereiten nicht nur Probleme bei der Handhabung, sondern können auch unwirksam oder im schlimmsten Fall in Stress-Situationen sogar kontraproduktiv sein.
Fazit
Bei der Blattdüngerwahl sollten nicht nur Nährstoffgehalte und Preis eine Rolle spielen. Während früher die Nährsalze aus dem Sack der Standard waren, so setzen heute gut formulierte, flüssige Produkte bei der Handhabung und der Nährstoffeffizienz den Maßstab. Die Formulierung ist leider bei geschlossenem Kanister nicht sichtbar. Verfahren Sie daher beim Kauf wie bei Landmaschinen: Wählen Sie bewährte Hersteller mit langjährigem, bewiesenen Know-how.
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