Grünland: Die Düngung reduzieren?
Angesichts sehr hoher Düngerpreise wird aktuell jedes Kilo Stickstoff sorgsam abgewogen. Nach Jahren mit Futterknappheit brachte die Ernte 2021 flächendeckend volle Silos. Bei der gegenwärtigen Kostensituation scheint daher eine Reduktion der Düngung im Grünland ein sinnvoller Schritt zu sein. Aber kann man sich eine reduzierte Düngung wirklich erlauben?
Die Auswirkungen einer reduzierten Düngung lassen sich anhand von Steigerungsversuchen sehr gut ableiten. In der Tabelle ist ein praxisnaher Versuch aufgeführt, der aus einer Gülledüngung und einer stufenweise gesteigerten mineralischen Ergänzung besteht.
Aus dem Versuch lassen sich folgende Konsequenzen ableiten:
1. Je geringer die Stickstoff-Düngung, desto geringer der Trockenmasse-Ertrag.
2. Je stärker die Düngung reduziert wird, desto geringer ist der Energieertrag pro ha (MJ NEL/ha).
3. Eine reduzierte Düngung geht zu Lasten des Rohproteinertrages.
Der qualitative Aderlass bei einer reduzierten Düngung muss in der Fütterung durch Zukauf externer Futterkomponenten ausgeglichen werden. Neben vielen anderen Betriebsmitteln sind derzeit auch die Eiweißfuttermittel extrem teuer. Wenn Sie beispielsweise die Rohproteinerträge bei der Variante + 120 kg N/ha mit der Variante + 80 kg N/ha vergleichen, fällt auf, dass die Reduktion der Stickstoff-Düngung einen reinen Rohproteinverlust von 144 kg pro ha nach sich ziehen würde. Wenn man diesen Verlust monetär anhand eines Preises für Sojaschrot (44 %) von
49 €/dt bewertet, so ergeben sich theoretische Mehrausgaben von 160 €/ha. Die Düngungsdifferenz von 40 kg N/ha würde zwar eingespart werden. Bei 2,2 €/ kg N fällt die Einsparung mit 88 €/ha jedoch geringer aus als der Verlust. In Summe bleiben für den Eiweißausgleich nach einer vereinfachten Rechnung mehr als 70 €/ha an Zusatzkosten stehen.
Monetär schwieriger zu bewerten, jedoch nicht zu vernachlässigen, sind weitere Konsequenzen einer reduzierten Düngung:
• Die Schmackhaftigkeit der Silage geht zurück – und damit auch die Grundfutteraufnahme.
• Mit steigendem Kraftfutteraufwand entspricht die Ration immer weniger den Bedürfnissen der Wiederkäuer.
• Bei einem geringeren Stickstoff-Niveau nimmt der Anteil an minderwertigen Gräsern zu, sodass die Zusammensetzung der Narbe für die Nährstoff-Versorgung der Tiere nicht mehr optimal ist.
FAZIT
Generell sollten die vergangenen Jahre gezeigt haben, dass die Witterung keine verlässlichen Erträge garantiert. Ein Ausruhen auf vorhandenen Reserven kann sich schnell als Spiel mit zu hohem Risiko entpuppen. Darüber hinaus ist eine qualitativ hochwertige Silage ohne eine ausreichende Düngung nicht möglich. Schlechte Qualitäten reduzieren die Milchleistung aus dem Grundfutter und belasten die Rentabilität.
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