Turbulenter Düngermarkt: Wie kann man reagieren?
Aus dem Inhalt:
Fast täglich hört man in den Fachmedien Beiträge zum Düngermarkt. Infolge rasant steigender Gaspreise, einer starken globalen Nachfrage und einem begrenzten Angebot haben die Preise ein noch nie erreichtes Niveau überschritten. Gemessen an den Vorjahren waren die Landwirte bisher weniger kauffreudig, sodass viele mit Schrecken die derzeitigen Kurse zu Kenntnis nehmen. Beim Blick auf die Preise werden gegenwärtig Alternativen oder Einsparungsmöglichkeiten eifrig diskutiert. Was ist für die anstehende Saison wirklich sinnvoll?
Substitution mit organischen Düngern
Eine schnelle Antwort auf die hohen Preise lautet häufig: Dann nehmen wir mehr Gülle oder Gärrest! Klingt auf den ersten Blick logisch, da in den vergangenen Jahren insbesondere in Regionen wie Weser-Ems und Münsterland das „Überschussproblem“ omnipräsent schien. Wer das Geschehen Vorort in den viehstarken Regionen jedoch verfolgt, stellt fest, dass insbesondere zunehmend mehr Schweinehalter die Produktion reduzieren oder ganz einstellen.
Bereits vor Corona haben verschiedene Programme wie Initiative Tierwohl & Co für rückläufige Tierzahlen gesorgt. In der Region Weser-Ems wird der Rückgang derzeit mit 15 – 20 % beziffert. Schlussendlich muss damit gerechnet werden, dass die absolute Menge an organischen Düngern dieses Jahr geringer ausfällt. Zudem haben sich zwischen abgebenden und aufnehmenden Betrieben die letzten Jahr feste Lieferbeziehungen eingependelt. Wer nun meint, mit einer erstmaligen Gülleaufnahme den hohen Düngerpreisen aus dem Weg gehen zu können, sollte nicht zu euphorisch sein. Auch dieser Dünger wird knapper und bekommt einen anderen Wert
Eine reduzierte Stickstoffdüngung
Manchen Landwirten erscheint die Düngung bei dem hohen Preisniveau nicht mehr ökonomisch sinnvoll zu sein. Allerdings ist auch klar, dass wir aufgrund der gesetzlichen Vorgaben der vergangenen Jahre generell keine am ökonomischen Optimum orientierte Düngung mehr haben – wir lagen meist unterhalb des ökonomischen Optimums. Jegliche Überlegungen müssen daher auf der Düngebedarfsermittlung basieren.
In Tab. 1. ist eine Düngung nach Düngebedarfsermittlung (100 %) einer reduzierten Variante (-20 %) gegenübergestellt.
Zahlreiche Versuche haben einen mittleren Ertragsrückgang von 4,7 dt/ha einer um 20 % reduzierten Düngung ergeben.
Wie in der Berechnung ersichtlich, wäre bei den derzeitigen Preisen für Weizen selbst bei einem noch höheren Preis
von 70 €/dt für Kalkammonsalpeter eine Reduzierung ökonomisch immer noch nicht zu rechtfertigen. Eine verringerte Düngermenge würde selbst bei noch höheren Düngerpreisen noch keinen wirtschaftlichen Sinn ergeben. Durch eine Unterversorgung entstehende Abschläge aufgrund schlechterer Qualität wurden dabei noch nicht einmal berücksichtigt.
Generell darf ein einzelnes Jahr nicht isoliert betrachtet werden. Ein Minderertrag wirkt in der Düngebedarfsermittlung fünf Jahre nach und verringert die zulässige N-Menge in dem Zeitraum. Diese Folgekosten sind monetär schwer zu beziffern, dürfen aber nicht vergessen werden.
FAZIT
Eine nennenswerte Substitution des mineralischen Stickstoffs wird nur für einen kleinen Teil der Betriebe eine realisierbare Option sein. Eine Reduktion der Menge ist trotz des gegenwärtigen Preisniveaus ökonomisch nicht sinnvoll. Vor dem Hintergrund der Düngebedarfsermittlung muss mit Blick auf die kommenden Jahre die Ertragsintensität möglichst hoch gehalten werden. Nur so lassen sich auch in Zukunft stabile Erträge erwirtschaften.
Neueste Kommentare