Stickstoffmengen lassen sich nicht einfach ersetzen
Aus dem Inhalt:
Vor dem Hintergrund begrenzter Stickstoffmengen werden immer öfter Produkte beworben, mit denen sich angeblich bis zu 60 kg Stickstoff pro Hektar einsparen lassen. Was ist an der Aussage dran und was bedeutet das für die Spätgabe?
Gerade mit Blick auf die letzte Gabe im Getreide werden enorme Einsparmöglichkeiten versprochen. Mit Stickstoffblattdüngern, die Methylenharnstoff enthalten, ließe sich eine Spätgabe im Getreide ersetzen und dennoch den Ertrag und die Qualität des Getreides absichern. Als Grund wird genannt: Die Methylenharnstoff-Blattdünger würden vier- bis fünfmal effizienter wirken als handelsübliche Festdünger.
DIESE WIRKUNG IST AGRONOMISCH NICHT NACHVOLLZIEHBAR – HIER EIN BEISPIEL:
Wird die dritte Stickstoff-Gabe durch eine Methylenharnstoff-Blattdüngung ersetzt, fehlen dem Bestand 45 kg Stickstoff pro Hektar. Dieses Defizit kann in der Folge nur durch die Stickstoffnachlieferung aus dem Boden ausgeglichen werden, wodurch die Bodenfruchtbarkeit auf Dauer stark reduziert wird und sich ein schwächeres Ertragsniveau einstellt.
Die Auswirkungen eines solchen Stickstoffdefizites werden umso deutlicher, je trockener es zur Spätgabe ist und je weniger Stickstoff der Boden nachliefern kann. Als Ergebnis kommt es dann zu stärker ausgeprägten Ertrags- und Qualitätseinbußen. Dies zeigen auch Ergebnisse der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein aus den Jahren 2003 bis 2005. Hier kam es bei der Anwendung von einer Methylenharnstoff-Blattdüngung vor allem bei den Proteingehalten zu Einbußen.
Ammoniumnitrat als bewährte Variante
Vertrauen Sie daher auf die erprobte und bestätigte Variante und düngen Sie einen Kalkammonsalpeter, vorzugsweise zusammen mit Schwefel. Denn auch bei Trockenheit haben ammoniumnitrathaltige Düngemittel eine hohe Löslichkeit und dringen rasch in den Boden ein. Um zum Beispiel etwa 200 kg YaraBela Sulfan im Feld zu lösen, werden nur etwa 2,5 mm Wasser benötigt. Einmaliger starker Tau entspricht bereits 1 bis 2 mm Wasser. Nitratdünger werden daraufhin mit dem Konzentrationsgefälle zügig zu den Pflanzenwurzeln transportiert und versorgen die Pflanze sicher mit Stickstoff.
Fazit zu Methylenharnstoff im Getreide
Der Stickstoffbedarf einer Kultur lässt sich nicht einfach durch ein Produkt herunterregeln. Eine Blattdüngung kann gewisse Ertragsziele absichern sowie die Möglichkeit schaffen, Stickstofflimits auszureizen. Sie kann jedoch nicht ganze Festdünger-Gaben ersetzen. Nur durch eine ausreichende Grundversorgung des Pflanzenbestandes lässt sich die Voraussetzung für ein betriebswirtschaftlich sinnvolles Ernteergebnis schaffen.
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