Zu Saisonstart: Hohe Nachfrage erwartet
Immer noch liegen die Ablieferungen an Stickstoffdüngern deutlich hinter den Mengen des Vorjahres. Wenn die Nachfrage zu Saisonstart deutlich anzieht, sind Engpässe und Lieferverzögerungen nicht auszuschließen.
Mitte Dezember haben die Preise für Harnstoff auf den internationalen Märkten nachgegeben. Dieser Preisrückgang ist ein jährliches Phänomen, dem meistens höhere Preise folgen. Und so scheint es auch diesmal zu sein: Seit Anfang Januar steigen die internationalen Notierungen wieder – gestützt durch eine hohe Nachfrage aus Indien. Diese Entwicklung ist auch in Deutschland zu beobachten. Während granulierter Harnstoff an den Ostseehäfen noch im Dezember für 285 €/t gehandelt wurde, werden aktuell Preise von 295 €/t genannt. Einige Faktoren könnten dafür sorgen, dass die Preise noch fester werden:
Deutliche Lieferrückstände
Die Nachfrage des Handels ist immer noch sehr verhalten. Betrachtet man die Lieferstatistik von Ende Dezember, fehlen gegenüber den Lieferungen im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch rund 18 % Stickstoff oder rund 400.000 t Ware. Allein bei Harnstoff fehlen 35 % der Stickstoffmenge bzw. 87.000 t Ware. Das hat mehrere Gründe: Zum einen sind noch einige Mengen aus dem Herbst offen, die wegen des Niedrigwassers noch nicht geliefert wurden.
Zum anderen haben in der Phase fallender Preise viele Landwirte nicht gekauft und auf weiter sinkende Preise gehofft. Hinzu kommt, dass einige Händler möglicherweise damit rechnen, dass wegen der hohen Nmin-Werte aus dem trockenen Sommer weniger gedüngt wird.
Die Düngeverordnung mit ihren streng limitierten Stickstoffmengen kann ebenfalls ein Anlass für den Handel gewesen sein, mit niedrigeren Verkaufsmengen zu kalkulieren. Sollte allerdings aufgrund milder Temperaturen die Düngesaison früher starten bzw. die Nachfrage nach Stickstoffdüngern sprunghaft steigen, kann es zu erheblichen Engpässen kommen. Einiges spricht momentan dafür.
Zum Düngestart: Starke Nachfrage trifft auf knappes Angebot
Aufgrund der gravierenden Sommertrockenheit haben einige Rinderhalter mit Futterknappheit zu kämpfen. Sie werden – sofern die Witterung es zulässt – ihr Grünland möglichst früh und intensiv düngen. Ihr Ziel ist es, möglichst schnell neues Futter zu erzeugen. Außerdem ist davon auszugehen, dass auch die anderen Kulturen bedarfsgerecht angedüngt werden können. Immerhin haben die Niederschläge der vergangenen Wochen in vielen Regionen die Bodenwasserbilanz deutlich verbessert, sodass „normalen“ Erträgen nichts mehr im Wege steht. Somit kann auch die erste Stickstoffgabe in entsprechender Höhe bemessen werden. Die Nmin-Werte werden aller Voraussicht nach ebenfalls nicht mehr wesentlich erhöht sein – zumindest nicht in den oberen Bodenschichten (0-30 cm), die für die Nährstoffversorgung der Pflanzen im Frühjahr entscheidend sind.
FAZIT
Die Nachfrage nach Stickstoffdüngern wird in Kürze extrem steigen und wegen des Lieferrückstandes deutlich stärker sein als sonst in diesem Zeitraum. Engpässe und Lieferverzögerungen sind also nicht auszuschließen.
Neueste Kommentare