Preisrückgang nicht in Sicht
Erst die Trockenheit, jetzt auch noch hohe Düngerpreise – Auch wenn die Situation zur Zeit sehr angespannt ist, sollten Sie mit dem Düngerkauf nicht länger warten. Das knappe Angebot könnte die Preise weiter steigen lassen.
Die Preise für Stickstoffdünger befinden sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Verschiedene Entwicklungen sowohl auf dem Weltmarkt als auch in Deutschland haben dazu beigetragen.
Preisanstieg am Weltmarkt
International gesehen trifft eine hohe Nachfrage auf ein knappes Angebot. Verantwortlich hierfür ist unter anderem, dass derzeit deutlich weniger neue Düngerwerke gebaut und in Betrieb genommen werden als in den Vorjahren. Es ist derzeit nicht davon auszugehen, dass die Produktion in den nächsten Jahren nennenswert ausgeweitet wird. Außerdem hat China, der bislang größte Harnstoffexporteur, seine Produktions- und Exportmengen drastisch reduziert. Die Exportmengen sind von 14 Mio. t auf weniger als 2 Mio. t gefallen. Iran, der billigste Anbieter von Harnstoff, ist aufgrund politischer Isolierung in seiner Vermarktung eingeschränkt. Ägypten hat die Exportsteuer um 20 USD/t angehoben, um die Düngermengen zur Eigenversorgung im Land zu halten. Hinzu kommt eine starke Nachfrage aus Indien. Bislang hat das Land hauptsächlich Dünger aus China bezogen. Nun hat Indien 1,8 Mio. t Harnstoff gekauft – deutlich mehr als erwartet. Und der Markt war schon knapp versorgt. Nun ist der Engpass deutlich größer. Einen Einfluss auf die hohen Düngerpreise haben aber auch die hohen Energiekosten. Zur Produktion von Stickstoffdüngern wird teures Erdgas verwendet. Dies erhöht die Produktionskosten und damit auch die Abgabepreise entsprechend.
Situation in Deutschland:
Der Markt hinkt deutlich hinterher
Wir hatten erhebliche Ertragsausfälle in Nord- und Ostdeutschland. Die Nachfrage der Landwirte nach Stickstoffdüngern ist daher verhalten. Dies wirkt sich deutlich auf die Ablieferungsmengen aus. Unterstellt man für die laufende Saison 2018/19 eine gleich hohe Verbrauchsmenge wie in der Vorsaison 2017/2018, dann fehlt jetzt schon etwa eine Monatsmenge. Dadurch dürfte im Frühjahr eine stärkere Nachfrage als sonst auf ein knappes Angebot treffen, was erneut für höhere Preise sorgen wird.
Geschürt wird die Lage zusätzlich von der angespannten Logistik. Das Niedrigwasser auf den großen Flüssen schränkt den Transport extrem ein und macht die Ware durch Transportaufschläge teurer. Im nächsten Jahr steigt die Mautgebühr, die ebenfalls preistreibend wirkt. Hinzu kommt, dass Landwirte ihr Grünland im nächsten Jahr voraussichtlich früh und intensiv düngen werden. Der Grund: Die Futtervorräte aus diesem Jahr sind knapp, sodass schnellstmöglich neues Futter benötigt wird. Daher ist zu erwarten, dass im Frühjahr die Nachfrage nach Stickstoffdüngern höher sein wird als das Angebot. Dies wird sich im Preisniveau widerspiegeln.
FAZIT
Wer sich noch nicht mit Düngern eingedeckt hat, sollte jetzt kaufen oder zumindest eine Teilmenge kontrahiert haben – dies gilt für Stickstoff-Schwefel-Dünger und für die zweite Gabe. Die Düngerpreise für Landwirte liegen derzeit unter den Wiederbeschaffungspreisen. Nutzen Sie die Chance! Die Preissituation wird sich voraussichtlich erstmal nicht verbessern.
Meine Empfehlung:
Achten Sie beim Düngerkauf auf Qualität! Auch wenn bestimmte Importware vermeintlich günstig angeboten wird – Seien Sie vorsichtig. Der Preis ist nicht alles. Die Ertragsverluste durch eine schlechte Streuqualität sind meist höher als die Preisersparnis beim Düngerkauf.
Dr. Stephan Overmeyer, YARA GmbH & Co. KG
Leiter der agronomischen Fachberatung
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