Betriebsreportage August 2012
Precision Farming als Dienstleistung – Die Nesseler GmbH in Rommerskirchen
Die Nesseler GmbH in Rommerskirchen bietet neben klassischen landwirtschaftlichen Lohnarbeiten auch Dienstleistungen für den außerlandwirtschaftlichen Bereich an. Investitionen in innovative Technik sind für das Betriebsleiter-Trio, bestehend aus Cornelius Brecher, Dagmar Hensen und Andreas Neßeler (siehe oben v.l.n. rechts) ein fester Bestandteil des Unternehmenskonzeptes.
Lohnunternehmen mit Innovationskraft
Kerngeschäft sind neben dem Transport von Schüttgütern alle Dienstleistungen rund um die Zuckerrübe – von der Aussaat bis zur Ernte und dem Transport zur Zuckerfabrik. Das Unternehmen besitzt 2 Rübenroder (eine Maschine wurde gemeinschaftlich mit einer Rodegemeinschaft angeschafft), mit denen ca. 1600 ha Rübenanbaufläche beerntet werden. Im Betrieb sind 2 Lademäuse vorhanden, die auf ca. 6.000 ha Anbaufläche eingesetzt werden. Die Rüben können mit insgesamt 28 LKW (davon 11 betriebseigene LKW) in der Saison transportiert werden.
Für die Bewirtschaftung des eigenen Betriebes steht ein hochmoderner Maschinenpark zur Verfügung: neben dem YARA N-Sensor® besitzt das Unternehmen seit kurzem auch eine Horsch Drillmaschine mit der Möglichkeit zur Unterfußdüngung. Dieser Service wird auch als Dienstleistung angeboten. Außerdem ist eine Komplettbewirtschaftung ganzer Betriebe möglich.
Der Betrieb Nesseler ist auch Ausbildungsbetrieb: Derzeit gibt es einen Lehrling im Ausbildungsberuf Fachkraft für Agrarservice. Ein Geselle dieser Fachrichtung besucht die Meisterschule. Die Nesseler GmbH ist Gründungsmitglied in dem RTK*-Verbund Rheinland eG. Das Unternehmen ist ein zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb.
* Real Time Kinematik (GPS-basierte Positionsermittlung)
effizient düngen führte das Gespräch mit den drei Betriebsleitern:
ed: Wie groß ist Ihr Einzugsgebiet für sämtliche Dienstleistungen? Welche Dienstleistungen werden am meisten nachgefragt?
Das Einzugsgebiet erstreckt sich über die Landkreise Neuss, Rhein-Erft, Köln und Euskirchen. Am häufigsten werden die Dienstleistungen im Bereich Zuckerrüben nachgefragt – aus der Historie des Betriebs ist das auch unser Kerngeschäft. Um die Auslastung vor allem der LKW zu gewährleisten, ist seit einigen Jahren der Transport von Schüttgut z.B. für Baustellen hinzugekommen. Dazu bieten wir einen Rund-um-die-Uhr Service an. Wir besitzen außerdem einen YARA N-Sensor® und eine Drillmaschine mit der Möglichkeit zur Unterfußdüngung. Beides wird auch als Dienstleistung angeboten.
ed: Welche Kulturen werden in Ihrem Einzugsgebiet hauptsächlich angebaut?
Die Rübe steht in der Fruchtfolge im Rheinland traditionell im Fokus. Aber auch Winterweizen und Raps sind wichtige Kulturen. Mittlerweile gibt es hier in der näheren Umgebung 3 Biogasanlagen – daher ist verstärkt der Maisanbau hinzugekommen. Außerdem werden in der Region Kulturen wie Bohnen und Kartoffeln angebaut. Kartoffeln werden meistens für industrielle Zwecke (Pommes Frites, Chips) verwendet, aber auch als klassische Speisekartoffeln.
ed: Seit wann setzen Sie den N-Sensor® ein und wie sind Ihre Erfahrungen?
Wir arbeiten seit 2009 mit dem N-Sensor®. Nicht nur die N-Düngung in Raps und Winterweizen wird mit dem Sensor erledigt, wir nutzen ihn auch für den Wachstumsregler-Einsatz. Unsere Erfahrungen sind sehr positiv: Selbst auf den sehr homogenen rheinischen Flächen regelt das System doch mehr als ursprünglich angenommen. So kann eine teilflächenspezifische Düngung erfolgen, die in unser Precision Farming Konzept optimal hineinpasst.
ed: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung von Precision Farming und speziell den Einsatz des N-Sensor® in Ihrer Region ein?
Precision Farming ist für uns kein Fremdwort, sondern fester Bestandteil des Betriebskonzeptes – und das seit vielen Jahren. Wir sind Gründungsmitglied im RTK-Verbund Rheinland eG und setzen dieses Verfahren in der kompletten Dienstleistungskette unseres Betriebes ein. RTK (Real Time Kinematik) ist eine GPS-basierte, hochgenaue Positionsermittlung. Über den Verbund können Landwirte und Lohnunternehmen Lizenzen erwerben, durch die sie dann das RTK-Signal für ihr Lenksystem nutzen können. Damit ist eine zentimetergenaue Positionssteuerung für z.B. Aussaat, Düngung, etc. möglich. Unsere Schlepper, LKW und selbstfahrenden Maschinen sind alle mit RTK-kompatibler Technik ausgestattet. Eine detaillierte Dokumentation und Kartierung erfolgt so für jede bearbeitete Fläche. Die teilflächenspezifische Düngung mit dem N-Sensor® gehört für uns in das Gesamtkonzept Precision Farming. Daher wird diese Technik auch verstärkt eingesetzt werden. Vor allem in Wasserschutzgebieten kann der N-Sensor® eine effiziente N-Düngung unterstützen.
ed: Wie wird Ihr Service zur Unterfußdüngung von den Landwirten angenommen? Seit wann bieten Sie diesen Service an, was war dafür ausschlaggebend?
Wir sind ein innovativer Betrieb, der den Anspruch hat, sich ständig weiter zu entwickeln. Dazu gehört auch, Vorreiter in Bezug auf neue Technologien zu sein. Wir möchten gezielt Dienstleistungen anbieten, die der Kunde nicht an jeder Straßenecke bekommt. Die hochmoderne Drillmaschine Horsch Pronto 6 m AS mit Doppeltank (40 Säschare, 20 Düngerschare) ist auf dem neuesten Stand der Technik und wurde erst Anfang 2012 angeschafft und anschließend im Frühjahr auf eigenen Flächen eingesetzt. In diesem Jahr wurde die Unterfußdüngung neben Mais auch im Raps mit Diammonphosphat durchgeführt. Nach den bisher durchweg positiven Erfahrungen mit der Technik wird der Service dann diesen Herbst und im nächsten Jahr flächendeckend im Einzugsgebiet erfolgen.
ed: Wie sieht Ihre Düngestrategie aus, welche Dünger setzen Sie ein?
In Raps und im Getreide wird schon seit Jahren zur ersten Gabe ein schwefelhaltiger N-Dünger ausgebracht. Die 2. und 3. N-Gabe erfolgt dann nach N-Sensormessungen meistens mit Kalkammonsalpeter. Grunddünger werden nach Bodenuntersuchungen eingesetzt. Im Betrieb werden auch organische Dünger wie Champost oder Kompost verwendet. Mikronährstoffe sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Düngestrategie, und das schon seit Jahren. In der Regel setzen wir um einem latenten Nährstoffmangel vorzubeugen kulturspezifische Kombinationsprodukte ein. Mit dieser Strategie haben wir in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht. Vor allem, weil hier häufig im April/Mai Vorsommertrockenheit auftritt. Die mit allen Nährstoffen versorgten Pflanzenbestände verkraften diese Stresssituationen deutlich besser als Pflanzenbestände, die nur mit Stickstoff gedüngt worden sind.
ed: Eine Besonderheit in der Region sind die sogenannten Neuland-Flächen. Worauf wird bei der Bewirtschaftung genau geachtet?
Neuland-Flächen sind Böden, die nach Braunkohletagebau wieder aufgefüllt und in Bewirtschaftung genommen werden. Meist sind diese Flächen humusärmer als normale Ackerflächen. Deshalb werden sie häufig mit konservierender Bodenbearbeitung bewirtschaftet. Außerdem werden hier vermehrt organische Dünger, wie Hühnertrockenkot oder Komposte eingesetzt, um den Humusgehalt des Bodens zu verbessern. Die Flächen sind unter Umständen inhomogener, was wir mittels Bodenscanner schon ermittelt haben. Daher bietet sich der Einsatz des N-Sensor® an, um die Pflanzenbestände zu homogenisieren.
ed: Wie sehen Sie die Zukunft für Ihr Unternehmen?
Wir werden weiterhin auf innovative Technik und Precision Farming im Ackerbau setzen und unser Angebot dahingehend ausbauen. Die Anschaffung der Drillmaschine mit der Möglichkeit zur Unterfußdüngung und des N-Sensor® sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
ed: Vielen Dank für das informative Gespräch!
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