Hell bedeutet Mangel
Mit Schwefel Ertrag und Qualität absichern
Wichtig ist es, den Schwefel dann auszubringen, wenn die Pflanze ihn benötigt, also zu Vegetationsbeginn. Ansonsten besteht die Gefahr der Auswaschung.
In vielen landwirtschaftlichen Kulturen ist eine Schwefeldüngung mittlerweile Standard. Auch im Getreide wird sie empfohlen, denn die Pflanze benötigt den Nährstoff beispielsweise für den Aufbau von Enzymen. Eine ausreichende Schwefelversorgung beeinflusst Ertrag und Qualität positiv. Im folgenden Beitrag werden die wichtigsten Eckdaten zur Schwefeldüngung im Getreide aufgeführt.
Schwefel (S) ist in den Pflanzen ein Baustein der Aminosäuren Cystein und Methionin. Cystein sorgt als Bestandteil der Klebereiweiße für eine gute Backqualität. Methionin ist für die menschliche Ernährung essenziell und beeinflusst die biologische Wertigkeit von Nahrungsmitteln positiv. Außerdem ist S in der Pflanze Baustein von Enzymen, Vitaminen und sogenannten Sulfo-Lipiden, die für den Zellwandaufbau benötigt werden. Bei S-Mangel ist die Photosynthese gestört und dadurch wird weniger Chlorophyll gebildet. Dies wird beim Getreide durch Aufhellung der jüngsten Blätter sichtbar. Häufig sind die Getreidebestände dann ungleichmäßig, der Pflanzenwuchs ist gestört und es kann zu einer unvollständigen Ährenausbildung kommen. Geringe Proteingehalte, eine geringere biologische Wertigkeit und verminderte Backqualitäten sind weitere Folgen. Zur Ertrags- und Qualitätsabsicherung beim Getreidebau ist daher eine ausreichende S-Versorgung notwendig. Für eine optimale S-Versorgung des Getreides reicht eine Düngung mit zehn bis 20 Kilogramm S pro Hektar aus.
Überdüngung vermeiden
In Versuchen wurde keine Ertragssteigerung durch höhere S-Mengen erreicht. Die empfohlene Menge sollte möglichst zu Vegetationsbeginn im Frühjahr oder spätestens mit der zweiten Stickstoffgabe zum Schossen ausgebracht werden. Die S-Aufnahme in der Getreidepflanze läuft parallel zur Stickstoffaufnahme ab, daher ist es wichtig, dass Schwefel und Stickstoff möglichst frühzeitig zur Verfügung stehen. Eine Verlagerung in tiefere Bodenschichten erfolgt, wenn zuviel S ausgebracht oder der Zeitpunkt der S-Düngung falsch gewählt wurde. Hohe S-Mengen sollten nicht im Herbst ausgebracht werden, da das Verlagerungsrisiko über Winter zunimmt. Wichtig ist es daher, den Schwefel möglichst dann auszubringen, wenn die Pflanze ihn auch benötigt, also zu Vegetationsbeginn. Zu hohe S-Mengen, die über den Bedarf der angebauten Kulturen hinausgehen, können langfristig zur Versauerung des Bodens beitragen. Außerdem wird im Extremfall das Grundwasser belastet. S-Grenzwerte für das Trinkwasser liegen in Deutschland bei 240 mg Sulfat pro Liter.
Bei Schwefelmangel sind die Getreidebestände häufig ungleichmäßig, der Pflanzenwuchs ist gestört und es kann zu einer unvollständigen Ährenausbildung kommen.
Direkt pflanzenverfügbar
S in Sulfatform kann direkt von den Pflanzen aufgenommen werden. Elementarer S hingegen muss erst in Sulfat umgewandelt werden, um pflanzenverfügbar zu sein. Daher steht diese S-Form der Pflanze nur langsam zur Verfügung.
In organischen Düngern wie beispielsweise Gülle ist auch S enthalten. Allerdings sind die Mengen gering und es handelt sich hier zum größten Teil um organisch gebundenen S, den die Pflanzen nicht direkt aufnehmen können. Auch der organisch gebundene S kann erst nach der Mineralisierung zum Sulfat von den Pflanzen aufgenommen werden. Daher steht zu Vegetationsbeginn, nach einer Gülledüngung, Sulfat nicht ausreichend zur Verfügung. Beim Getreide sollte deshalb zusätzlich zu einer Gülledüngung im Frühjahr zur ersten oder zweiten Stickstoffgabe S ausgebracht werden.
Mangel häufig auf leichten Standorten
Auf leichten, humusarmen und flachgründigen Standorten ist S häufig im Mangel. Auch auf Standorten, die keine organischen Dünger erhalten, ist der S-Gehalt im Boden meistens zu gering, um den Bedarf des Getreides zu decken. Frühjahrstrockenheit und niedrige Bodentemperaturen beeinflussen die S-Versorgung negativ, da dann kaum organisch gebundener S aus dem Bodenvorrat mineralisiert wird.
Dritte Gabe im Qualitätsweizen
Zur Kornfüllungsphase benötigt Qualitätsweizen S, denn dieser wird in der Pflanze nur wenig aus anderen Pflanzenteilen rückverlagert. Insgesamt gelangen nur zwei Drittel des zu Vegetationsbeginn aufgenommenen S bis zur Ernte ins Korn. Zu diesem Zeitpunkt sollte entweder ausreichend Sulfat aus dem Bodenvorrat zur Verfügung stehen, oder über eine geringe S-Gabe von etwa zehn Kilogramm pro Hektar der Bedarf zur Kornfüllungsphase sichergestellt werden. Dies gilt in erster Linie für den Anbau von Qualitätsweizen, bei dem neben hohen Erträgen auch hohe Proteingehalte erreicht werden sollen. Versuche des Instituts für Pflanzenernährung Hanninghof zeigen, dass einige A-Weizensorten auf eine S-Gabe zum Ährenschieben mit besseren Qualitäten und höheren Erträgen reagieren als es bei nur einer S-Gabe zu Vegetationsbeginn der Fall war.
Fazit
Eine Schwefeldüngung sollte im Getreide den Bedarf der Pflanzen zu Vegetationsbeginn decken. Zu hohe Schwefelmengen bringen keine Mehrerträge und können im Extremfall das Grundwasser belasten. Schwefel in Form von Sulfat ist direkt pflanzenverfügbar und daher der elementaren Form vorzuziehen. Eine geringe Menge Schwefel kann zur Ährengabe im Qualitätsweizen für die Absicherung hoher Proteingehalte sinnvoll sein.
ACKERplus | 10.11
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