Winterweizen (Triticum aestivum) ist die bedeutendste Getreideart in Deutschland. Er wird im Herbst ausgesät und hat daher eine deutlich längere Vegetationszeit als Sommerweizen. Das Ertragspotenzial von Winterweizen liegt daher über dem des Sommerweizens. Bei der Winterweizen Düngung gibt es einige Besonderheiten.
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Was ist bei der Düngung von Winterweizen zu beachten?
Winterweizen als wichtigste Getreidekultur in Deutschland benötigt eine ausgewogene Nährstoffversorgung, damit das volle Ertragspotenzial ausgeschöpft werden kann. Bei der Düngung des Winterweizens steht die Stickstoffdüngung im Fokus. Aber auch die Haupt-, Neben- und auch die Mikronährstoffe sind für angepasste Düngestrategien enorm wichtig.
Stickstoff Düngung von Winterweizen
Die Proteinbildung im Getreide benötigt eine erhebliche Stickstoff-Menge. Dies wird in der Düngeverordnung im Gegensatz zur Grünland-Düngebedarfsberechnung nur über die Qualitätsstufen dargestellt. Dieser Umstand erklärt, warum für E-Weizen der Stickstoffbedarfswert bei 260 Kilogramm Stickstoff pro Hektar liegt, während einem Masseweizen (C) nur 210 Kilogramm Stickstoff pro Hektar zugestanden werden.
Ab Schoss-Beginn sollte mit dem N-Tester die weitere Nachlieferung über ein Stickstoff-Monitoring kontrolliert werden. Dafür wird im Abstand von 4 bis 5 Tagen an der gleichen Stelle im Bestand mit dem N-Tester gemessen.
In normal entwickelten Weizenbeständen wird mit dem N-Tester ab EC 30 der weitere Stickstoff-Bedarf ermittelt. Meist kann bereits mit dem Aufrichten der Triebe in EC 29 über eine N-Tester-Messung die Stickstoffversorgung der Pflanzen abgeschätzt werden. Bei gut entwickelten Weizenbeständen, die auf Böden mit mittlerem bis hohem Nachlieferungspotenzial und guter Bodenstruktur wachsen, darf die Schoss-Gabe nicht zu hoch sein.
Düngebedarfstabelle DüV: |
||
Weizen Qualitätsstufe | Ertragsniveau [dt/ha] im 5-Jahres-Schnitt | Stickstoffbedarfswert [kg/ha] |
A und B | 80 | 230 |
C | 80 | 210 |
E | 80 | 260 |
Hartweizen | 55 | 200 |
Folgende Zu- oder Abschläge sind auf den Stickstoffbedarfswert bei Ertragsdifferenzen zu machen:
- Je 10 dt/ha Mehrertrag über Tabellenwert + 10 kg N/ha
- Je 10 dt/ha Minderertrag unter Tabellenwert – 15 kg N/ha
- Maximalzuschlag sind 40 kg N /ha
Stickstoff Herbstgabe
Eine Stickstoff-Gabe im Herbst ist bei Winterweizen in der Regel nicht notwendig und ist per Düngeverordnung auch nicht zulässig. Hier ist es sinnvoll, bei Bedarf eine Mikronährstoffgabe mit einem getreidespezifischen Nährstoffmix durchzuführen, um die Winterhärte abzusichern (zum Beispiel YaraVita Getreide Plus).
Die Pflanzen sollten hierfür jedoch 3 – 4 Blätter gebildet haben.
Andüngung
Die Andüngung ist stark abhängig vom Bestand im Frühjahr. Mit YaraIrix kann die Bestandsdichte ermittelt und eine Düngeempfehlung für die Startgabe erarbeitet werden.
- Auswirkung: Die Startgabe beeinflusst die Kornzahl pro Ähre und die Anzahl ährentragender Halme. Weitere Informationen: Die Bestockung fördern
- Ziel: Ziel der Andüngung ist es, ausreichend kräftige Triebe zu erzeugen.
- Empfehlung zur Düngermenge: Die Startgabe erfolgt regional unterschiedlich zwischen 40 und 80 Kilogramm Stickstoff pro Hektar. Die Nmin-Werte sind zur ersten Gabe noch nicht vollumfänglich relevant, da die Pflanzen zu diesem Zeitpunkt erst im oberen Bodenhorizont wurzeln.
Tipp: Nmin nur im Gesamtbedarf berücksichtigen und nicht allein an der ersten Gabe abziehen!
Weitere Hinweise zur Startgabe:
Als Düngemittel setzen Sie am besten Stickstoff-Dünger mit Nitratanteil ein. Sie bieten den Vorteil, dass das Nitrat unabhängig von der Witterung und den Bodentemperaturen direkt von den Pflanzen aufgenommen wird, daher ist eine schnelle Wirkung gewährleistet (siehe auch Stickstoff-Effizienz).
Stickstoff Schossergabe
- Auswirkung: Die Schossergabe beeinflusst die Anzahl ährentragender Halme und die Kornzahl pro Ähre.
- Ziel: Die Schossergabe dient dazu, beim Winterweizen die Triebe erster und zweiter Ordnung zu fördern und die Kornzahl pro Ähre abzusichern.
- Empfehlung zur Düngermenge: Bei einer frühjahrsbetonten Stickstoff-Düngung (60 – 80 Kilogramm Stickstoff pro Hektar zur Andüngung) sollte die Schossergabe dann 30 – 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar betragen. Wurde zur Startgabe reduziert gedüngt (30 – 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar) sollte zur Schossergabe eine Düngung mit 60 – 80 Kilogramm Stickstoff pro Hektar erfolgen.
Wichtig: Gerade bei milden Wintern wird häufig eine reduzierte Startgabe ausgebracht, wenn die Bestände sich zu Vegetationsbeginn gut präsentieren. Häufig haben die Kulturen die Böden im Winter aber stark an verfügbarem Stickstoff entleert, die Stickstoff-Nachlieferung kann also deutlich eingeschränkt sein, was bei einer verminderten Andüngung zu Stickstoff-Mangel und einer unerwünschten Triebreduktion beim Winterweizen führen kann.
Wichtig: Direkt mit der Startgabe einen Teil des Schwefelbedarfs abdecken (Gesamtbedarf 15 – 25 kg S/ha).
Stickstoff Spätgabe
- Auswirkung: Die Spätgabe beeinflusst die Tausendkornmasse und die Qualitätseigenschaften beim Winterweizen.
- Ziel: Mit der Spätgabe sollen hohe Erträge und beziehungsweise oder hohe Proteinwerte erzielt werden.
- Empfehlung zur Düngermenge: Die Höhe der Düngung des Winterweizens richtet sich nach Standort und Ertragserwartung sowie Sorte und liegt bei circa 60 – 80 Kilogramm Stickstoff pro Hektar (LWK Niedersachsen). Letztendlich gibt in der Praxis im Allgemeinen die zulässige Gesamtmenge der Düngebedarfsermittlung den Rahmen für die Bemessung der Spätgabe vor.
Eine frühe Spätgabe (BBCH 39/49) fördert Kornfüllung. Eine späte Spätgabe (BBCH 51/61) verbessert die Qualität und erhöht den Proteingehalt.
Weitere Hinweise zur Spätgabe:
Bei intensiv geführtem Qualitätsweizen sollte die Spätgabe aufgeteilt werden: Beispielsweise 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar in BBCH 49/51 und 30 Kilogramm Stickstoff pro Hektar in BBCH 55/59. Eine Schwefelgabe von circa 10 – 15 Kilogramm Schwefel pro Hektar zu diesem Zeitpunkt unterstützt die Proteinbildung!
Tipp: Auch zur Spätgabe kann wie bei der Schossergabe der N-Tester als Hilfsmittel zur Ermittlung des Stickstoff-Bedarfes eingesetzt werden.
Wichtig: Bei hohen Temperaturen und Trockenheit kann bei harnstoffhaltigen Stickstoff-Düngern mehr als 20 Prozent des gedüngten Stickstoffs als Ammoniak entgasen. Daher ist es sinnvoll, verlustarme Mineraldünger wie beispielsweise Kalkammonsalpeter zur Spätgabe einzusetzen.
Weitere Informationen:
Effiziente Schoss- und Spätdüngung
Wie vermarktungsfähigen Qualitätsweizen erzeugen?
Schwefel-Düngung von Winterweizen
Der Schwefel-Bedarf liegt beim Winterweizen bei 15 – 25 Kilogramm Schwefel pro Hektar. Die Schwefel-Aufnahme läuft parallel zur Stickstoff-Aufnahme ab, daher sollte die Schwefel-Gabe möglichst mit der ersten oder zweiten Stickstoff-Gabe erfolgen. Um den Proteingehalt beim Qualitätsweizenanbau zu verbessern, sollte eine zusätzliche Schwefel-Düngung von 10 – 15 Kilogramm Schwefel pro Hektar zur Spätgabe erfolgen.
Lesen Sie dazu auch unseren Sonder-Newsletter: Mit Smin-Wert noch effizienter düngen
Wichtig: Düngemittel mit Schwefel in Sulfatform einsetzen, da nur Sulfat direkt pflanzenverfügbar ist.
Winterweizen Düngung mit Phosphor, Kalium und Magnesium
Optimal mit allen wichtigen Nährstoffen versorgte Winterweizenbestände sind zum Beispiel bei extremen Witterungsbedingungen (Trockenheit) robuster als unterversorgte Bestände.
Als Düngemittel sollten NPK-Dünger direkt im Frühjahr ausgebracht werden. So werden die Nährstoffe für den Winterweizen wurzelnah zur Verfügung gestellt. Außerdem sind alle Nährstoffe in einem Düngerkorn vorhanden. Das sorgt für eine bessere Verteilung im Bestand als bei Einzelkomponenten.
Generell gilt, dass Nährstoffe am besten bei einer Ausbringung im Frühjahr von den Pflanzen ausgenutzt werden.
Tipp: In Kalkammonsalpeter von einigen Herstellern ist bis zu 4 Prozent MgO enthalten.
Wichtig: Unterlassene Grunddüngung spart nur vordergründig Geld, weil das Problem nur in die Zukunft verlagert wird. Für die Anhebung des Nährstoffgehaltes des Bodens (zum Beispiel: von Ge-haltsklasse B nach C) werden 1000 – 2000 Kilogramm pro Hektar Phosphat oder Kali benötigt.
Tipp: Grundnährstoffe in Höhe des Entzugs düngen.
Die individuellen Nährstoff-Entzugswerte ermitteln Sie am besten mit unserer Yara Entzugsrechner App.
Nährstoffgehalte von Haupt- und Zwischenfrüchten
Winterweizen 12% RP
Ernteprodukt | Korn2 |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 1,81 |
P2O5 | 0,8 |
K2O | 0,6 |
MgO | 0,2 |
Ernteprodukt | Stroh2 |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 0,5 |
P2O5 | 0,3 |
K2O | 1,4 |
MgO | 0,2 |
Ernteprodukt | Korn+Stroh1) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 2,21 |
P2O5 | 1,04 |
K2O | 1,72 |
MgO | 0,36 |
HNV 1:x | 0,8 |
1) Nährstoffgehalt Haupternte- und Nebenernteprodukt bezogen auf das Haupternteprodukt
2) Haupternteprodukt-Nebenernteprodukt-Verhältnis (z.B. Korn-Stroh-Verhältnis)
Winterweizen 14% RP
Ernteprodukt | Korn (86%) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
2,11 |
N | 0,8 |
P2O5 | 0,6 |
K2O | 0,2 |
MgO |
Ernteprodukt | Stroh (86% TS) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 0,5 |
P2O5 | 0,3 |
K2O | 1,4 |
MgO | 0,2 |
Ernteprodukt | Korn+Stroh1) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 2,51 |
P2O5 | 1,04 |
K2O | 1,72 |
MgO | 0,36 |
HNV 1:x | 0,8 |
1) Nährstoffgehalt Haupternte- und Nebenernteprodukt bezogen auf das Haupternteprodukt
2) Haupternteprodukt-Nebenernteprodukt-Verhältnis (z.B. Korn-Stroh-Verhältnis)
Winterweizen 16% RP
Ernteprodukt | Korn (86%) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
2,41 |
N | 0,8 |
P2O5 | 0,6 |
K2O | 0,2 |
MgO |
Ernteprodukt | Stroh (86% TS) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 0,5 |
P2O5 | 0,3 |
K2O | 1,4 |
MgO | 0,2 |
Ernteprodukt | Korn+Stroh1) |
Nährstoffgehalt kg/dt Frischmasse |
|
N | 2,81 |
P2O5 | 1,04 |
K2O | 1,72 |
MgO | 0,36 |
HNV 1:x | 0,8 |
1) Nährstoffgehalt Haupternte- und Nebenernteprodukt bezogen auf das Haupternteprodukt
2) Haupternteprodukt-Nebenernteprodukt-Verhältnis (z.B. Korn-Stroh-Verhältnis)
Welche Mikronährstoffe sind für Winterweizen sinnvoll?
Ziel einer Mikronährstoffdüngung ist es, Ertrag abzusichern und Stresssituationen vorzubeugen.
Detaillierte Informationen dazu finden Sie in folgenden Newslettern:
Mikronährstoffe – kleine Mengen große Wirkung
Gut ernährte Pflanzen sind fitter
Als Düngemittel bieten sich Kombinationsprodukte wie zum Beispiel 2 – 3 Liter pro Hektar YaraVita GETREIDE PLUS an.
Entzüge:
- Mangan: 800 Gramm pro Hektar
- Kupfer: 90 Gramm pro Hektar
- Zink: 600 Gramm pro Hektar
Die Winterweizen Düngung sollte im Frühjahr zum BBCH 25-37 erfolgen. Früh gesäter Winterweizen kann auch im Herbst ab BBCH 12 mit Mikronährstoffen gedüngt werden.
Tipp: Setzen Sie kulturspezifische Blattdünger mit mehreren Nährstoffen ein. So profitieren Sie von:
- keine Überversorgung mit Einzelnährstoffen
- versteckter/latenter Mangel der wichtigsten Mikronährstoffe wird behoben
Wissenswertes zum Winterweizen
Was sind die Eigenschaften von Winterweizen?
Winterweizen ist mit einer Anbaufläche von ca. 3 Millionen Hektar die Getreideart mit dem größten Anbauumfang in Deutschland. Dabei stellt Weizen im Vergleich zu anderen Getreidearten besonders hohe Ansprüche an Klima, Boden und Wasserversorgung. Die jährlich geernteten ca. 24 Millionen Tonnen Winterweizen kommen hauptsächlich als Mehl in der Brot- und Backwarenherstellung oder bei der Herstellung von Tiernahrung zum Einsatz. Sommerweizen gilt als sog. Weichweizen, welcher im Gegensatz zu Hartweizen einen geringeren Glutengehalt (Kleberprotein) aufweist und damit eine geringere Kochfestigkeit.
Welche Qualitätsstufen und Sorten für Winterweizen gibt es?
Winterweizen lässt sich in vier Qualitätsstufen einteilen:
- E (Eliteweizen)
- A (Qualitätsweizen)
- B (Backweizen bzw. Brotweizen)
- C (Futterweizen)
Eine Spezialität ist die Klasse CK – Weizen für die Flachwaffel- und Hartkeksherstellung.
Die Qualitätsstufen richten sich nach den mühlen- und backtechnischen Anforderungen an die Verarbeitbarkeit und Qualität der Mehle, Teige und Gebäcke.
Welcher Boden pH-Wert ist für Winterweizen ideal?
Der optimale pH-Wert liegt zwischen 6,0 und 7,5. Eine regelmäßige Kalkung der Böden ist notwendig, um den pH-Wert zu halten und die Bodenstruktur aufrecht zu erhalten.
Wichtig: Der pH-Wert allein sagt nichts über den Kalkzustand des Bodens aus.
Wie verläuft der Anbau von Winterweizen?
Die Aussaat von Winterweizen erfolgt im Herbst. Optimalerweise geht der Winterweizen im 3- bis 5-Blattstadium in die Winterruhe. Die Aussaatmenge variiert zwischen 250 und 420 Körnern pro Quadratmetern. Bei Spätsaaten oder schlechten Saatbedingungen erhöht sich auch die Aussaatmenge.
Wann sät man Winterweizen?
Ende September bis Ender Oktober ist der beste Saattermin für Winterweizen, sodass das Getreide bei einem drei- bis fünf-Blattstadium in den Winter gehen kann. Bei einer späteren Aussaat des Winterweizens kann die Aussaatstärke erhöht werden. Hier ist auch eine auf Bodenart und Erntezeitpunkt angepasste Sortenwahl wichtig.
Wann wird Winterweizen geerntet?
Winterweizen wird Ende Juli bis Anfang August geerntet.
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