Fehlerhafte Düngerverteilung bringt große Verluste
Ein Praxisbericht aus 2009
Das Düngejahr 2008/ 2009 war ein schwieriges Jahr – für alle Beteiligten. Die Düngerpreise waren hoch, und viele Landwirte versuchten, die Kosten mit alternativen Düngemitteln zu drücken. Oft wurde dabei der Aspekt der Produktqualität unzureichend beachtet. Darüber hinaus zeigte sich häufig, dass auch bei der Einstellung des Düngerstreuers in der Praxis häufig Fehler gemacht wurden. Obwohl die Einstellung beim heutigen Stand der Technik eigentlich eine leichte Aufgabe ist.
Was kosten Streufehler?
Zentrifugalstreuer haben bei optimaler Abstimmung auf das zu streuende Produkt unter normalen Bedingungen einen Streufehler um 10 %. Sollen also 80 kg N/ha gestreut werden, so schwankt die tatsächlich ausgebrachte N-Menge von 76-84 kg N. Streufehler in einer Größenordnung bis max. 15 % sind tolerabel, da ohne nennenswerte negative Folgen. Fällt ein Streufehler aber größer aus, ergeben sich derart große Unterschiede in der Nährstoffversorgung, dass ein Bestand inhomogen wird. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Ertragseinbußen je nach Kultur und Größe des Streufehlers drastisch sein und auch in Euro beziffert werden können (Tab. 1).
Der ungleichmäßig verteilte Dünger (hier: Stickstoff) führt bei einem möglichen Ertrag von 90 dt/ha und einem drastischen Streufehler von 50 % zu einem Minderertrag von 5,7 dt/ha. Bei einem Weizenpreis von 110 €/t gehen dadurch 62 €/ha verloren.
Ein zweiter Aspekt ist der weniger effizient ausgenutzte Dünger, denn für den entgangenen Ertrag war ja dennoch Stickstoff vorgesehen worden. Frage: Was kostet eine Fehlverteilung bei hohen Düngerpreisen? Abbildung 1 soll diesen Aspekt näher beleuchten.
Beispiel aus der Praxis – Technisch bedingter Streufehler
In einem Wintergerstenbestand (Finita), bei dessen Düngung die Maschineneinstellung nur unzureichend auf das Produkt angepasst war (Abb. 2) zeigten sich wenige Wochen nach der ersten Düngergabe mit Harnstoff charakteristische Streifen. Zudem war bei dieser Maßnahme nur eine N-Menge von 40 kg/ha ausgebracht worden, so dass der Streufehler umso deutlicher in Erscheinung trat. Die ungleichmäßige Verteilung führte sowohl zu stark unterversorgten (ca. 20 kg N/ha) als auch zu normal versorgten (ca. 60 kg N/ha) Zonen. Bis der Fehler festgestellt wurde, hatte sich der Bestand stark inhomogen entwickelt, da
– im normal versorgten Bereich sehr viele Seitentriebe gebildet
– und im unterversorgten Bereich wichtige Seitentriebe zu schwach versorgt oder sogar reduziert worden waren.
Eine Korrektur war nicht mehr möglich und hätte vielmehr die Gefahr mit sich gebracht, die Fehlverteilung zu verschärfen. Abbildung 2, rechts, zeigt, dass die Ungleichheiten im Verlauf der Vegetation bestehen geblieben sind. Der Unterschied in der Bestandesdichte betrug Mitte Mai 2009 320 ährentragende Halme (ätH), im unterversorgten Bereich 550 ätH (helle Streifen) und 860 ätH im normal versorgten Bereich (dunkle Streifen).
Zusätzlich bestand ein Unterschied von 9 Körnern/Ähre zwischen dem gut und dem schlecht versorgten Bereich. Die Schätzung des Ertragsunterschiedes anhand des TKG des Saatguts (45 g) belief sich anhand der ermittelten Werte zu diesem Zeitpunkt auf ca. 13 dt/ha. Das Ergebnis der Probebeerntung im Juli 2009 war noch deutlicher: Die Ertragsunterschiede lagen bei ca. 20 dt/ha und der Proteinwert war um 1 % niedriger (Abb. 3)! Die Zonen auf dem Feld mit den schlechteren Werten beeinflussten das Gesamtergebnis negativ und drückten den Mittelwert der Gesamtfläche.
Beispiel aus der Praxis – Mischdünger mit zu unterschiedlichen Komponenten
Die erste Gabe im Winterweizen (Akteur (E)) sollte mit einem Mischdünger, der eine stabilisierte Komponente enthält, mit der zweiten Gabe zusammengelegt werden. Daher wurden 140 kg N/ha zum EC 29 ausgebracht. Um eine optimale Düngerverteilung zu gewährleisten, schickte der Landwirt eine Probe des Mischdüngers zum Hersteller seines Düngerstreuers. Dieser gab zwar eine Einstellungsempfehlung, wies aber ausdrücklich darauf hin, dass es keine optimale Einstellung für das betreffende Produkt gäbe. Tatsächlich zeigten sich drei Wochen nach der Düngung erste Streifen im Weizenbestand, die auf eine drastische Fehlverteilung hindeuteten (Abb. 4).
Mittels Yara-N-Tester® wurde ein Unterschied im Stickstoffbedarf von 70 kg N/ha zwischen den Streifen festgestellt (20 kg N/ha Bedarf im dunklen Bereich, 90 kg N/ha Bedarf im hellen Bereich). Der Streufehler wurde daher auf 50 % geschätzt und der erwartete Ertragsverlust bei einem Ertrag von 85 dt/ha auf ca. 5,5 dt/ha. Der Landwirt unternahm entgegen der Empfehlung des Beraters einen Ausgleichsversuch, indem er mit 80 kg N auf 8 m Arbeitsbreite den unterversorgten Bereich um die Fahrgasse düngte. Der „Erfolg“ dieser Maßnahme war, dass sich der Streufehler drei Wochen in umgekehrter Form darstellte. Pflanzen, die zunächst schlecht versorgt waren und wenige Triebe gebildet hatten, waren stärker unterstützt worden als die Pflanzen, die übermäßig zur ersten Gabe mit Stickstoff versorgt worden sind (Abb. 5).
Die Ausgleichsmaßnahme hat zwar die schwächeren Triebe unterstützt und den Pflanzen mit hoher Triebzahl bei der Reduzierung geholfen. Der Unterschied im Bestand blieb dennoch: Die Probeernte im Juli 2009 zeigte, dass die zunächst unterversorgten Bereiche der ersten (und zweiten) Gabe mit 80,6 dt/ha durchschnittlich 8,4 dt/ha weniger Ertrag brachten als die zu Anfang gut versorgten Bereiche (89 dt/ha). Im Schnitt erntete der Landwirt ca. 84 dt/ha, was den Ertragsverlust von 5,5 dt/ha untermauert, denn 89 dt/ha hätten es nach der Probeerntung sein können.
Beispiel aus der Praxis – Unzureichende Produktqualität
Harnstoff mit einem hohen Staubanteil kann zu Schwierigkeiten beim Düngerstreuen führen: Der Dünger rutscht im Streuer unzureichend, und es entstehen Lücken im Streubild. Außerdem ist die Verteilung über die gesamte Arbeitsbreite nicht gewährleistet (Abb. 6).
Durch das „fleckenweise“ Auftreten des Streufehlers war eine Probebeerntung nicht möglich. Auf Grund der Erfahrungen aus den zuvor dokumentierten Fällen konnte auch hier von einem nennenswerten Ertragsverlust ausgegangen werden.
Roland Stamm in Zusammenarbeit mit incona
Zusammenfassung
Die drei vorgestellten Praxisbeispiele sind noch glimpflich abgelaufen, da es in keinem Fall zu Lagergetreide gekommen ist. Der Streufehler ging im Durchschnittsertrag der normalen Jahresschwankungen unter. Erst durch die Probebeerntung zeigte sich der deutliche Ertragsverlust durch die Streufehler.
Der Ertragsverlust durch Streufehler ist unnötig und teuer. Vor allem die Einstellung der Maschine kostet nur wenig Zeit, bringt jedoch vergleichsweise viel. Durch
– die Auswahl qualitativ hochwertiger Dünger,
– den Verzicht auf Mischdünger und
– eine sorgsame Einstellung des Düngerstreuers auf das zu streuende Produkt
lassen sich Streufehler und damit der Verlust an Ertrag und Geld minimieren!
Acker+plus | 03.10
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