Andüngung für einen guten Start in die Vegetation
Wie jedes Jahr stellt sich die Frage: „Wie dünge ich meine Getreidebestände an?“ Die Bestandesführung können Sie im Wesentlichen durch die Düngung beeinflussen. Dabei reagieren Sie aber im Prinzip nur darauf, wie die Natur Ihnen Ihre Bestände ausgangs Winter „übergibt“.
Was wird durch die Andüngung beeinflusst?
Dazu ist es notwendig, sich ein paar wesentliche Zusammenhänge zum Ertragsaufbau ins Gedächtnis zu rufen.
Die folgenden Parameter bestimmen maßgeblich den Ertrag:
- Tausendkornmasse (TKM)
- Kornzahl pro Ähre
- Anzahl ährentragender Halme
Im Stadium der Bestockung (EC 20 bis 29) werden mehr als 10 Seitentriebe angelegt, von denen im anschließenden Stadium des Schossens ( ab EC 30) der größte Teil wieder reduziert wird. Dabei geht auch ein gewisser Teil bereits angelegter Ährchen und Blüten wieder verloren, denn deren Ausdifferenzierung beginnt bereits in der Mitte der Bestockung (ab EC 25). Das N-Angebot sollte daher zu diesem Stadium nicht zu knapp ausfallen.
Das Nährstoff-Angebot zu Vegetationsbeginn bestimmt die Ausbildung der Triebe während der Bestockung.
Das Ziel der Startgabe im Frühjahr ist also, ausreichend kräftige Triebe zu erzeugen.
Wie hoch soll die Startgabe ausfallen?
In der Beratungspraxis hat sich der Nmin-Wert in Zusammenhang mit dem N-Sollwert als Bemessungsgrundlage etabliert. Dabei wird ein Sollwert beim Winterweizen von 120 kg N/ha zu Grunde gelegt (regional unterschiedlich). Davon wird zur ersten Gabe der aktuelle Nmin-Wert abgezogen:
Beispiel: 120 kg N – 46 kg Nmin = 74 kg N/ha Startgabe
In Normaljahren ergeben sich so Startgaben von 60 – 80 kg N/ha.
Bei Frühsaaten und nach milden Wintern stehen Bestände oft extrem dicht zu Vegetationsbeginn, was zu sehr niedrigen Empfehlungen bzgl. der Andüngung führt.
In diesem Fall wird eine Reduzierung der hohen Triebzahl gewünscht und man versucht, dies durch eine verhaltene Startgabe zu erreichen. Die Düngungshöhe fällt dann in den Bereich von 30 – 50 kg N/ha.
Bestände beobachten
Hierbei kommt es immer wieder zu Problemen, wie es auch im Frühjahr 2007 in der Praxis häufig zu beobachten war: Durch den milden Winter konnten die Bestände sehr stark bestocken, haben aber gleichzeitig die Böden auch stark an verfügbaren Stickstoff entleert. Erschwerend kam hinzu, dass durch die nasse Witterung zunächst die Böden nicht befahrbar waren. Dadurch kamen die Bestände in einen Nährstoffmangel, der die Reduzierung bereits vor der Startgabe einleitete. Die Beratung empfahl i.d.R. eine zu niedrige Startgabe, was dazu führte, dass der Bedarf unzureichend gedeckt wurde. Die Bestände gerieten wieder rasch in einen Mangel und Triebe wurden weiter in einem unerwünscht starken Maß reduziert.
Die darauf folgende Trockenheit tat ihr übriges und bescherte bundesweit große Ertragseinbußen.
Um solche Fehler zu vermeiden, sollten Sie Ihre Bestände in jedem Fall schon vor der Startgabe beobachten. Unter Berücksichtigung der Entwicklung, des Nmin-Wertes und des Nachlieferungspotenzials sollten Sie sich unbeeinflusst von pauschalen Empfehlungen ein eigenes Urteil bilden. Die folgende Tabelle kann Ihnen bei der Bemessung der Startgabe helfen.
Sollte es zu einer reduzierten N-Menge zur ersten Gabe kommen (z.B. 30 kg N/ha), müssen zweierlei Dinge beachtet werden.
- Die Höhe der zweiten Gabe muss nach oben angepasst werden (Anwendung der 120 kg – Nmin-Regel ohne Berücksichtigung der ersten Gabe).
- Der Zeitpunkt für die zweite Gabe sollte u. U. etwas nach vorne rücken.
In jedem Fall ist es insbesondere in schwierigen Jahren von Vorteil, mit technischen Hilfsmitteln (z.B. Yara N-
Tester ®) die Düngungshöhe der späteren Gaben zu ermitteln.
Fazit
Generell sollten Sie nitrathaltige Dünger mit Schwefelanteil verwenden, um eine schnelle N-Verfügbarkeit (vor allem bei niedrigen Startgaben wichtig!) zu gewährleisten. Gleichzeitig decken Sie den Schwefelbedarf von 10-20 kg/ha bei Getreide.
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