Düngekosten und Erzeugerpreise im Gleichgewicht halten
(Fachartikel aus dem dlz-Agrarmagazin 02.08)
ANBAUINTENSITÄT
Im Ackerbau haben sich die Vorzeichen geändert. Die enormen Preissteigerungen für Weizen schaffen eine neue Situation: Die erfordert es, die wirtschaftlich sinnvolle Intensität der Düngung zu überprüfen. Roland Stamm, incona Düngerberater, Gießen, beschreibt die neuen Möglichkeiten.
Wie mit N-Düngung reagieren
Aus Exaktfeldversuchen bei denen die N-Wirkung bei unterschiedlicher N-Höhe geprüft wird kann die ökonomisch optimale N-Düngermenge berechnen. Grundsätzlich lohnt sich eine Steigerung der Düngung so lange, wie die Kosten für den Mehraufwand an Dünger durch eine Ertrags- (oder Qualitäts-) Erhöhung gedeckt wird. Es handelt sich also um die Düngermenge, bei der der Erlös am höchsten ist. Die Grafik (links) erklärt diesen Sachverhalt, in dem sich das altbekannte „Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs“ manifestiert. Jedes zusätzlich eingesetzte Kilogramm Stickstoff führt zu einem Ertragsanstieg, wobei die Steigerung immer geringer wird, je näher man an das Ertragsmaximum herangelangt. Da die Kosten für die Düngung durch die zu geringen Ertragszuwächse im Bereich des Maximalertrags nicht mehr gedeckt werden, liegt das ökonomische Optimum der N-Düngung immer links vom Maximalertrag. Es befindet sich an der Stelle, an welcher die Gerade für die Kosten der N-Düngung die Ertrags/Erlöskurve berührt. Dabei handelt es sich also um die Düngermenge, bei der der Erlös für den Landwirt am höchsten ist.
Um eine generelle Aussage zur Düngeanpassung machen zu können, müssen NSteigerungsversuche aus den Vorjahren herangezogen werden. Die Grafik rechts („Stickstoff-Düngung den gestiegenen Weizenpreisen anpassen“) zeigt eine mittlere Ertragskurve von 153 Versuchen aus zehn Jahren für Winterweizen aus ganz Deutschland, die also einen recht repräsentativen Durchschnitt darstellt.
Es zeigt sich, dass ein um 100 Prozent höherer Weizenpreis eine um 15 Prozent höhere N-Düngung erfordert, wenn kein Einkommen verschenkt werden soll. Das wirtschaftliche Düngeoptimum steigt um 29 kg N/ha.
Würde der Landwirt die Düngung den gestiegenen Weizenpreisen nicht anpassen, also wie im letzen Jahr 190 kg N/ha düngen, verschenkt er 41 €/ha Einkommen. Die Kosten für N-Dünger sind hierbei schon berücksichtigt.
Ein vergleichbares Bild zeigt sich beim Winterraps. Bei einem Preis, der um zwei Drittel höher liegt als im Vorjahr, ergibt sich eine um zwölf Prozent höhere NDüngung, um im ökonomischen Optimum zu bleiben. Die Folgen einer unterlassenen Erhöhung der N-Menge würde mit einem Erlösverlust von rund 25 €/ha zu Buche schlagen.
Kalkuliert man beispielsweise eine Steigerung des KAS-Preises um 20 Prozent ein, verringert sich die optimal zu düngende N-Menge nur um 6 kg N/ha. In diesem Szenario müsste die N-Düngung beim Winterweizen also immer noch um 23 kg N/ha oder 12 Prozent im Vergleich zur Situation im Vorjahr erhöht werden Auch beim Winterraps wird die optimale NMenge nur geringfügig nach unten korrigiert und beträgt immer noch +7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Tabelle (links) zeigt die ökonomisch optimalen Stickstoffmengen bei verschiedenen Rapspreisen. Da je eingesetzter Einheit Stickstoff mehrere Einheiten Ertrag gebildet werden, ist selbst bei steigenden Düngerpreisen eine deutliche Intensivierung der N-Düngung wirtschaftlich. Mit zunehmendem Erzeugerpreis nimmt generell die Bedeutung des Düngerpreises für die optimale Düngermenge ab.
Individuell entscheiden
Das zentrale Frage für jeden Betriebsleiter besteht nun darin, seinen eigenen Betrieb und den Standort einzuschätzen und auf folgende Aspekte zu überprüfen:
• Wie hoch ist die Ertragsfähigkeit meines Standorts? Daraus ergibt sich der N-Gesamtbedarf.
• Liegen die anderen Faktoren für die Ertragsfähigkeit im Optimum? Hier sind vor allem Kalkversorgung,
Grundnährstoffversorgung, Schwefeldüngung und Pflanzenschutz zu beachten.
• Wo befinde ich mich mit meiner momentanen Düngeintensität? Wurde in den letzten Jahre schon (zu) intensiv
gewirtschaftet?
Die ersten beiden Punkte sind noch relativ einfach zu Beantworten. An Hand von Ertragserhebungen der Offizialberatung, privaten Versuchsanstellern und der eigenen Erfahrung kann der Betriebsleiter seinen Standort und den Gesamt-N-Bedarf einschätzen. Wie hoch der Düngebedarf ausfällt, ist dann von der Nachlieferung aus dem Boden abhängig, die jedes Jahr unterschiedlich ausfällt.
Bodenuntersuchungsergebnisse geben Aufschluss darüber, ob im Bereich der Grundnährstoffversorgung und im Kalkhaushalt Nachbesserungen von Nöten sind. Diese Aspekte sind grundlegend wichtig für einen effizienten N-Einsatz. Am interessantesten ist es, die momentane Düngeintensität des Betriebs einzuschätzen. Dazu eignen sich betriebsinterne Exaktversuche, um diese Frage erschöpfend zu beantworten. Auch hier helfen die Kenntnis des Standorts und N-Steigerungsversuche der Offizialberatung weiter. Letztendlich muss sich jeder Betriebsleiter selbst fragen, ob in den zurückliegenden Jahren die ausgebrachte NMenge im Betrieb auf Grund der schlechten Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse zurückgenommen wurde. In diesem Fall bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Düngestrategie neu zu überdenken, wenn in Zukunft im ökonomischen Optimum gearbeitet werden soll.
Moderne Methoden zur N-Bedarfsermittlung helfen
Stickstoffschnelltester helfen beim Ermitteln der optimalen Höhe der Stickstoffgaben. Die N-Nachlieferung aus dem Boden wird dabei bis zum Zeitpunkt der Messung mitberücksichtigt, so dass dieser Unsicherheitsfaktor bei der Düngung minimiert wird. Sicheren Aufschluss gibt die Nmin-Unterstützung.
Viele Berater nutzen solche Hilfsmittel und bieten diesen Service an. Damit diese Gabenbemessung funktionieren kann, wird eine Gabenteilung zu Grunde gelegt. Aus pflanzenbaulicher und heute mehr denn je auch aus ökonomischer Sicht lassen sich durch variables Anpassen der Höhe der einzelnen N-Gaben der Ertrag und die N-Ausnutzung besser optimieren als bei einer Rezeptstrategie. Durch geteilte Düngung lässt sich die N-Versorgung an den Bedarf der Kultur angepasst werden. Auf aktuelle Wachstumsbedingungen lässt sich reagieren und durch eine gezielte Bestandsführung der Stickstoff effizient eingesetzt werden.
Und auch für viehhaltende Betriebe bedeuten die höheren Einkaufspreise für Futtergetreide eine Intensivierung im Ackerbau. Eigenes Getreide kann günstiger hergestellt werden als es im Einkauf kostet. Anfallende Überschüsse lassen sich gewinnbringend verkaufen.
Fazit
Die deutlichen Preissteigerungen bei Weizen machen höhere N-Düngung auf guten Standorten wirtschaftlich sinnvoll. Berechnungen mit repräsentativen Ertragskurven belegen, dass die Düngung je nach Düngerpreis um etwa 20 bis 30 kg N/ha oder etwa 12 bis 15 Prozent im Gegensatz zur Situation der letzen Jahre erhöht werden müsste. Zu berücksichtigen bleiben höhere Aufwandmengen für die Halmstabilisierung. (wö/kb) dlz
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