Neues Konzept
Bei der Düngerwahl bestimmen nicht nur Preisaspekte die Wirtschaftlichkeit
In der Landbau Schenkenberg GbR wird zurzeit das Düngekonzept optimiert. Wichtige Ideenimpulse dazu hat die Incona Beratung geliefert. Das neue Firmenmotto lautet: Wahl des Düngers nicht nur nach Preisaspekten. PETER BERNDGEN, Nörvenich, berichtet.
Bei der Landbau Schenkenberg GbR, nahe dem sächsischen Delitzsch gelegen, hat man in den vergangenen Jahren im Ackerbau kräftig rationalisiert. Mittlerweile bewirtschaftet Rüdiger Bolte, Gesellschafter der GbR und verantwortlich für den Ackerbau, mit rund 2,5 AK die knapp 1.200 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Angebaut werden darauf Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen, Raps, Zuckerrüben und Kartoffeln.
Rund die Hälfte der Nutzfläche des reinen Ackerbaubetriebs zählt zu den leichten Standorten (22 bis 45 Bodenpunkte). Die andere Hälfte sind schwerere Standorte mit teilweise sehr guter Bodenqualität (45 bis 100 Bodenpunkte).
Produktionskosten im Visier
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund sinkender Erzeugerpreise verfolgt Rüdiger Bolte konsequent das Ziel, Arbeitserledigungskosten im Ackerbau zu senken.
Dabei stand zunächst der Ersatz von Arbeitskraft und die Rationalisierung von Flächenleistung auf dem Programm.
In den vergangenen beiden Jahren widmete sich der Diplom-Agraringenieur vor allem dem Thema Energieeinsatz. Um Kraftstoffkosten zu senken, wurden alle Schlepper auf den Biodieseleinsatz umgerüstet.
„Zeitgleich haben wir den Einsatz von nicht wendenden Minimal-Bodenbearbeitungskonzepten überprüft. Wir sind allerdings zu dem Ergebnis gekommen, dass wir auf unseren sehr wechselhaften Standorten nicht pauschal auf ein pflugloses Anbauverfahren umstellen können.“
Für die Ernte 2006 steht für den dynamischen Betriebsleiter eine Optimierung der Düngung auf dem Programm und dies aus vielfältigen Gründen. Dazu Rüdiger Bolte: „Vieles spricht dafür, das Düngekonzept der letzten Jahre zu überdenken. Durch eine verbesserte Nährstoftbereitstellung können wir den Ertrag und vor allem die Qualität beispielsweise im A – Weizenanbau verbessern.
Hinzu kommen ökologische Aspekte, die nicht nur vor dem Hintergrund von QS und Cross Compliance von Bedeutung sind. Und schließlich rechnet es sich, wenn wir durch die richtige N-Wahl Stickstoffverluste im zeitigen Frühjahr vermeiden und dabei gleichzeitig die Bestände besser versorgen.“
Neue N-Formen für rasche Wirkung
Standen bisher vorwiegend die Düngung mit AHL und Harnstoff auf dem Programm, überlegt der Betriebsleiter jetzt, auf andere N-Formen zu setzen. Als Begründung führt Bolte aus: „Optimale Ergebnisse haben wir bisher nicht immer erreicht. Beispielsweise hat die erste N- Gabe mit amidhaltigen Düngemitteln eine sehr verzögerte Startwirkung – mit der Konsequenz, dass die Bestände sich nicht optimal entwickeln. Begleitet wird dies auf vielen Standorten von einer zunehmenden Versauerung der Böden und natürlich N-Verlusten in der Anfangswirkung.
So ist bei Einsatz von Harnstoff die Urease-Wirkung im zeitigen Frühjahr, vor allem auf gefrorenen Böden, eingeschränkt. Die Sonne taut zwar die oberen Bodenschichten auf, eine Ammoniumumsetzung erfolgt. Das Ammonium kann allerdings nicht in den Boden eindringen, Ammoniak-Emmissionen sind vorprogrammiert.“
Der Landwirt hat im vergangenen Jahr bereits erste Praxisversuche mit einer KAS- Düngung durchgeführt. „Die Bestände sahen zu jeder Zeit einfach viel besser ernährt aus. Deshalb soll künftig eine Düngung mit einem nitrathaltigen Stickstoff- /Schwefeldünger von bis zu 80 kg N pro Hektar eine frühzeitige Bestandsentwicklung sichern. Durch die Optimierung der Stickstoffform möchten wir zudem noch einen Qualitätsaspekt in unseren A-Sorten erreichen. Bisher konnten wir immer einen deutlichen Proteinabfall vor der Ernte feststellen. Durch eine dritte Gabe ‚just in time’ möchte ich künftig optimale Proteinwerte erreichen“, urteilt Bolte.
Im Rapsanbau ist aufgrund hoher Nmin- Werte nach der Ernte im Herbst zunächst keine Startgabe geplant. Stattdessen erfolgen zwei große Gaben je nach Sorte und Standort mit Ammonnitrat-Dünger (wie KAS) im zeitigen Frühjahr. „Bis Ende April möchte ich dann 90 Prozent des notwendigen N-Bedarfs gedeckt haben. Anschließend können wir im Rahmen von Pflanzenschutzmaßnahmen Düngungen mit AHL entsprechend der tatsächlichen Bestandsentwicklung vornehmen.“
N -Wirtschaftlichkeit – alle Aspekte berücksichtigen
Die neue N-Strategie für den Betrieb erarbeitete Rüdiger Bolte gemeinsam mit der Incona Beraterin Dr. Stefanie Schmidt. Incona – eine gemeinsame Beratungsinitiative europäischer Produzenten von Stickstoffdüngern – bietet Landwirten betriebsindividuelle Beratungen zur Optimierung der Düngung an.
In einem ersten Schritt wurde vor allem die Wirtschaftlichkeit der N-Düngung beleuchtet. „Aspekte wie N- Verfügbarkeit- und N-Verluste haben wir in die ökonomische Betrachtungsweise einbezogen. Dabei relativiert sich der günstige Einkaufspreis vieler Stickstoffdünger“, erläutert die Agrar-Ingenieurin.
„Bei der bisherigen Harnstoffdüngung sind rund 15 % des gedüngten Stickstoffs als gasförmige N- Verluste zu berücksichtigen. Hinzu kommen einige weitere Faktoren, wie beispielsweise die Anrechung von vorhandenen Begleitnährstoffen, z. B. Kalk. Für KAS sprechen auch Vorteile bei der Ausbringung. Das hohe spezifische Gewicht und die ausgewogene Korngrößenverteilung garantieren eine optimale Applikation, z. B. in Randbereichen oder beim Einsatz von Düngerstreuern mit großer Wurfweite,“ ergänzt Landwirt Rüdiger Bolte. „Aspekte, die unter dem Gesichtspunkt der guten fachlichen Praxis bei QS-Zertifizierungen und Cross Compliance-Vorgaben zunehmend eine Rolle spielen“, so der Landwirt abschließend. (ha) NL
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